Der wahre Gottesknecht: die heute in Ökologie begründete Weisheit

An einer Vorlesung über die „Fruchtbare semantische Unschärfe“ für die christologische Exegese im Alten Testament am Beispiel von Jes 53 lässt sich zeigen: Bei aller Unschärfe und Fraglichkeit der Herkunft und Auslegung der alttestamentlichen Texte sind sie scharf genug. Sie belegen eindeutig, wie die heutige Heilsprediger-Hypothese die Geschichte auf den Kopf stellt, ein junger Mann selbst aufgrund der alten Kulttexte nicht machbar ist.

 

Sehr geehrter Herr Professor Manfred Oeming,

müsste aufgrund dessen, was sie trotz aller Unschärfe über Jesaja und seinen Gottesknecht vorstellten, ein Alttestamentler nicht laut aufschreien, wenn die Neutestamentler dann nur noch einen gutherzigen Guru hinterlassen, der alles nicht war und wollte, nur als Spider-Man (Weltenretter) ausgegeben wurde? Und der so als die Erfüllung des Alten Testamentes, Grund eines neuen, nun universalen Bundes gewesen wäre, der auch den Griechen hingestellt wurde.

In Sinne dessen, was Sie über die Christologie des Alten Testamentes vorstellten, bitte ich auch Sie erneut anzustoßen, die Frage an dem historischen Wesen Jesus in neuer Weise zu stellen.

Wer den biblischen Monotheismus nicht als Glaube an einen alleinigen eigenen Gott, sondern die Wahrnehmung eines Sinnes allen Seins/Werdens, der war und sein wird, in einem Wachstumsprozess begründet sieht, der in Ägypten begann und sich in Persien fortsetze. Dem ist sicher auch ohne Jes 53 klar, wie dann kein junger Mann oder Visionen seiner Anhänger der Grund eines universalen Moses, so Josua, lat. Jesus war oder von hellenistischen Juden, wie wir sie u.a. durch Philo kennen, so gesehen worden wäre.

Ich brauche daher hier auch nicht mit der Amarnazeit zu beginnen, bei der allein die Sonne als Grund aller Kreativität verehrt und Gottesbilder ausgemeißelt wurde oder die ägyptische Hochkultur tragende, von den Pharaonen und Göttergestalten repräsentierte Maat zu bemühen. Die kein junges Mädchen war, sondern was wir heute in Naturlehre beschreiben, so maßgebend für die Rechte Lebensweise war und für Zukunft stand.

Und wer Josua als die Erfüllung des aus Ägypten kommenden, sich ewig wandelnden, zeltenden Moses/Monotheismus sieht, so als Übersetzer in ein neues Verständnis der Zeit im Überschreiten der Schwelle/über den Jordan gehend erst in das gelobte Land, die goldene Zeit führen soll. Wie Sie ihn in der Peterskirche predigten. Der braucht nicht Peter von der Veen, um sich die Wahrheit der Bibel mit Blick auf Jericho im buchstäblichen Sinn bestätigen zu lassen. So kann ich auch die aktuelle Ausgabe von „Welt und Umwelt der Bibel“ empfehlen, wo Ihre Kollegen über die Könige Israels heutiges Wissen auswerten. Völlig egal, ob ein König Josuas mit Posaune die Mauern zum Einsturz brachte, besser es Könige mit diesem Namen gab.  Was wie Ihre Kollegen zeigen, auch hier fragil ist. Ohne Frage stand aber Josua oder ähnliche Namengebungen für ein Heilskönigtum im Sinn Moses, wie es mit einem jungen Mann nicht zu machen ist. Wofür nur die Weisheit in Frage kommt. Allein was im archäologischen Themenheft zu den Königen über Josua gesagt wird, müsste genügen, um die Hypothese von klein Jesus zu kippen.

Aber was soll das, wenn doch bereits David und Salomo archäologisch als Großkönige und Tempelbauer flach gefallen sind und sich zeigt, wie hier lyrische, wie literarische Weisheit verkörperte war, so der Stammbaum Jesus zu verstehen ist.

Wie das vielfältige jüdische Gesetz, das die Hebräer gegenüber anderen Völkern auszeichnete, weil nicht Orakel oder König maßgebend waren, in schöpferischer Wirklichkeit/Natur begründet war. Und so die Ökologie am Anfang stand. Was sich auch in den über das soziale Miteinander hinausgehenden, auf Nachhaltigkeit abzielenden Gesetzen zeigt. Und wie dann diese alte Ökologie des Menschen nicht durch einen besonders bibelschlauen Handwerker abgelöst wurde. All das ist Ihnen sicher auch klar.

Und wo Jesaja in eine Reihe mit den anderen Gründergestalten der durchdachten aus dem Wandel vom Mythos zum Logos hervorgegangenen Weltreligionen gestellt wird. Da ist es eh ein Witz, dann mit einem jungen Mann kommen zu wollen, der im großen Medienwandel (so Christologie-Vorlesung) als neuer Logos und gleichzeitig die Erfüllung hebräischer Hoffnungen gesehen worden sei.

Aber das alles muss ich ihnen so wenig sagen, wie die Bedeutung Persiens und damit Ahura Mazda besser Zarathustras für die die prophetische Entwicklung. So habe ich Sie bereits vor Jahren nach einem Josua-Vortrag gebeten, hat auch Zarathustra (was wir heute über die monistische persische Philosophie vom Gut Denken, Gut Reden, Gut Handeln, dann am Hof Dareios wissen) unter www.jesus-lebt-wirlich.de dessen Re-vision gefordert.

Aber diese Revision verlangt auch die „Fruchtbare semantische Unschärfe“ von Jesaja.

1.     Jesaja als vorausschauende Philosophie

Was bereits hellenistische Juden der Zeitenwende, dann auch griechische Denker veranlasste, die hebräischen Propheten als vorausschauende Philosophie zu sehen. Was so Grundlage dafür war, den naturphilosophisch erkannten einen und einzigen Sinn allen Lebensflusses, aller Natur/Welt (Vater) auch im Sinn ihrer eigenen Tradition zu sehen. Womit so das Weltganze, die hierin begründete Weisheit (Sohn) auch als Christus im jüdischen Sinn, damit Josua, lat. Jesus zu erkennen war. Das bestätigt sich immer mehr.

Deuterojesaja, ein Kunstbegriff für viele Autoren, anonyme Propheten oder einer Schule der Exilszeit, damit Schüler persischer Philosophie haben Sie beschrieben. Und wenn die Texte die das babylonischen Exil, dann Jerusalem spiegeln, dann bis ins 2. Jahrhundert herangerückt werden, von einem Theaterstück aus der Zeit des persischen Hofbeamten Nehemias gesprochen wird, die eine hohe Kenntnis der Überlieferungen Israels, Welt- und Menschenschöpfung, Königs- und Tempeltheologie zeigen. Dann sind hier Denker, Philosophen (Liebhaber von Weisheit, wie sie auch in Zarathustra spricht) am Werk, die nicht von einem Jungzimmermann oder Visionen seiner Freunde ersetzt, erfüllt wurden.

Aber ich brauche Ihnen Ihre eigene Auswertung nicht vorzustellen. Sie kennen die Geschichte Israels, damit des Verstandes einer in Schöpfung begründeten Bestimmung als wahren König, wie es im Exil der Hochkulturen, letztlich wahrscheinlich erst am Hof Dareios erwachsen ist, nicht nur aus Jesaja, der auf Kyros Bezug nimmt. Wo schon die Befreiung aus Ägypten nicht in einer wundersamen Volksflucht zu sehen ist. Dann auch der Exodus von Babel ein philosophisches Werk war, das von alten Gottheiten als Nichtse, Götzen befreite und den Dualismus ausschloss, weil es Licht und Finsternis, Gut und Böse in einem einzigen Sinn schöpfungstheologisch begründet sah, der immer wieder Neues auch auf dem theologischen Weg schafft. Muss da ein Alttestamentler nicht laut schreien, wenn hellenistischen Juden dann ein junger Mann der alles nicht war und wollte und die Visionen seiner Freunde als Erfüllung universaler Heilshoffnung unterstellt wird?

Wo von allzu menschlichen Königen (damit auch Tyrannen, wie sie täglich in der Zeitung stehen) befreite, als Gesalbter allein im Sinn allen Seins befreite. Der auf frühphilosophische Weise in Betrachtung der Natur, dem Auf- und Untergang der Sonne, der fruchtbaren Nilschwemme, wie astronomischer Himmelberechnung begründet war. Da wissen Sie, wie für das Neue, nicht nur Beschnittenen geltende Testament kein junger Mann als offenbarende und weltbestimmend Größe in Frage kommt, sondern nur die naturphilosophisch begründete Weisheit. Die von einem einzigen Sinn ausging, wie auf diesen als Vater aller Gottessöhne verwies.

2.     Wer ist der Knecht des Sinnes allen Seins, der war und sein wird

Ich möchte nun nicht ihre Exegese erübrigen. Aber allein die Antwort auf die Frage gibt Auskunft, was selbst im semantisch unscharfen Schriftzeugnis zeigt.

Vom im Sinn der Schöpfung begründeten Wort, der Weisheit wird hier in menschlicher Weise gesprochen, wie es bei einem Kultlesetext nicht anders zu erwarten wäre. Doch wer die vielen Völker in Staunen versetzen wird, dass auch die Könige ihren Mund zuhalten. Der war weder im Alten, noch im Neuen Testament ein junger Mann.

Wer den Herrn offenbarte, voller Schmerzen zu leiten hatten, der Unwerteste war, die Krankheiten der Kultur wie ein Schaf oder Lamm (die frühen Bilder für Jesus) auf sich nahm und zur Schlachtbank am Kreuz geführt, durchbohrt wurde, war ein früher Verstand schöpferischer Bestimmung im Sinn der Propheten, was Israel ausmacht. Aber wie kommt man auf die absurde Idee,  hellenistischen Juden, die das Alte Testament auf eine bildhafte Weise lasen, wie wir sie erst archäologisch gezwungen wieder lernen (auch wenn das beispielsweise weder bei Peter von der Veer, noch beim Mainzer Prof. Zwickel, aber auch den Neutestmaentlern angekommen ist) zu unterstellen: Die haben dann einen Guru aus Galiläa oder die Visionen seiner Anhänger als neuen Tora und Tempel gesehen?

Wenn doch selbst das Gerichtsverfahren Jesus in Jesaja begründet wird. Woher kommt da der gute Junge, der nach einem großen Prozess (der so wegen einem häretischen Handwerker eh völlig unmöglich gewesen wäre)  im Sinn und Stil Jesajas ans Kreuz genagelt wurde?

In früher Zeit dachte ich, dass das Neuen Testament, bei dem alles alttestamentlich begründet wurde, die jüdische Heilsgeschichte insgesamt beschreibt. Mit Blick auf das Wissen der Zeit Jesus gehe ich inzwischen davon aus, wie sich Geschichte, die möglicherweise bereits mit hellenistisch begründet war, im hellenistischen Heilsprozess der Zeitenwende wiederholte. Wie im Neuen Testament im Sinn u.a. Jesaja, Moses die realhistorische Auseinandersetzung des universalen Heils hellenistischer Juden, des historischen „Jesus Christus“ (ohne zwei Beine) beschrieben wurde. So wie ich es unter www.jesus-lebt-wirklich.de darstelle.

Denn was zwar aussah wie ein Menschen, so vermittelt wurde, Diener des Sinnes allen Seins war, der die Völker in Erstaunen versetzte und klug machte, so dass die Könige ihre Mund zusammenziehen (was derzeit leider weder in Amerika, noch vielen sonstigen Staaten zu beobachten ist) wissen Sie auch.

3.     In jüdischer Weisheit ist Jesaja naturphilosophisch neu aufgegangen

Ich muss hier nicht die immer wieder alles erneut aufführen, was unter der Homepage vom lebenden Jesus u.a. über Philo oder z.B. die die Hebräer im Sinn hellenistischer Philosophie verstehende Weisheitsschrift „Jesus Sirach“ beschrieben ist.

Aber als Sie bei der semantischen Unschärfe von Jesaja auf die jüdische Weisheitsliteratur  verwiesen. Da haben Sie Auskunft über den Gottesknecht gegeben, die der Jesaja-Text offen lässt. Der „Tun-Ergehen-Zusammenhang“, bei dem in der älteren Forschung von Vergeltungsglaube oder -dogma gesprochen wurde, ist heute logisch und in aller Weisheitsliteratur nachzulesen. Egal ob im Namen Salomo oder sonst: Wer Unrecht sät, wir Unheil ernten…. Was die Propheten als frühen Philosophen (Liebhabern von Weisheit im schöpferischen Sinn Moses) im Sinne eines Gottesknechtes beschreiben, ist das, was nach griechischer Naturlehre (Logos) als Weisheit gilt, sich heute die Welt gegenseitig nur bestimmungslos vorbetet.

Doch auch wie die Krankheit zum Leben gehört, auch wenn sie als sinnlos und ungerecht empfunden wird und bereits von den Propheten im kulturellen Sinn gedeutet wurde, Kultkritik war, haben Sie deutlich gemacht.

In diesem Sinn bitte ich um Verständnis für meine Kritik an der Vorstellung, das der mit dem Gottesknecht identifizierte Messias nur ein junger Mann gewesen wäre, der das alles nicht war und wollte, was sein Freund Petrus und dann ein Sektenverfolger, der sich plötzlich Paulus nannte, aus ihm machten.

Aber Sie haben Recht. Juden hätten das neu Heil des hellenistischen Judentums nicht auf Jesaja bezogen, für sie wäre nur ein junger Mann gewesen. Sie haben den Gottesknecht missachtet, den Eckstein, der am Kreuz, in menschlicher Erscheinung alter Wesentlichkeiten zum Heil für Viele, alle Völker wurde und so Zion verworfen.

Aber auch wenn ungeklärt bleibt, wer genau der Gottesknecht, der erwartete Menschensohn, ein zur menschlichen Selbst-Beistimmung gewordener Verstand von in Schöpfung begründeter Bestimmung war. 

Wir können doch hellenistischen Juden, die das Alte Testament auf eine Weise lasen, die wir erst wieder lernen, nicht unterstellen, sie hätten einen jungen Juden mit Jesajas Gottesknecht eingewickelt und so eine Christologie als Heil für alle Völker in Auferstehung und Verkennung durch die Juden ausgemalt!

Warum muss sich Geschichte wiederholen, lernen wir nichts dazu? Warum darf heute die Weisheit im Sinn der Welt/Natur, die als universale Bestimmung aufgeklärter Weltbürger mehr als Wesentlich wäre, nicht wieder die Bedeutung bekommen, die sie nicht nur für die Propheten als Wort, hellenistische Juden als Jesus Christus, sondern ähnlich andere Weisheitslehre/Weltreligionen hatte?

Mit hochachtungsvollen Grüßen

und weiter Hoffnung, dass die Hochschullehre das Heil im Sinn Jesaja, Jesus… weiterführt, so die Weisheit, nach der alle Welt ruft im Sinn aller Welt zur in intrinsischer Motivation mündiger Weltbürger zur Selbstbestimmung werden kann.

Gerhard Mentzel