Achsenzeit:
Wende vom Mythos zum Logos




Der heute als historisch geltende Jesus war echt auf Achse. Er muss ein Flugzeug benutzt haben oder wie Müchhausen auf einer Kanonenkugel geritten sein. Möglicherweise hat sich der Junghandwerker Flügel gebaut, war als Engel unterwegs. Wie sonst hätte er als fleischgewordener Logos die weltweite Wende bewirken können, die heute in seiner Zeit nicht nur im Kult rund um das Mittelmeer, sondern in China und Indien, gar jenseits des großen Teiches bei den Ureinwohnern Amerikas nachgeblättert wird.

Wer die Entstehung der großen Weltreligionenen in der Zeit betrachtet, wie sie letzlich aus dem Wandel vom Mythos zum Logos (der Erklärung der Kreativität der Welt und ihres Kultes in Vernunft) entstanden. Der kann unmöglich weiter davon ausgehen, dass die Kultur, aus der die westliche Welt dann erwuchs, aus der Sekte eines Heilspredigers hervorging, wie es die heutige Hypothese ist.



  

Ein einfaches Schema der Weltgeschichte von Karl Jaspers, in einem Buch über philosophische Betrachtungen, die über Heidecker bis Sloterdijk reichen. Auch wenn man sich im Einzelnen darüber streiten kann, die Theorie Jaspers teilweise auch abgelehnt wird. Der Kulturwandel der Achsenzeit ist unbestreitbar. Ebenso wie die geschichtliche Tatsache, dass sich aus diesem Kulturwandel der christliche Glaube, der Isalm oder das heutige Judentum entfaltete.

Die Religionen, auf die sich die westliche Welt berufen, sind aus dem Kulturwandel vom Mythos zum Logos entstanden. Auch wer wie Jan Assmann die Entstehung des biblischen Monotheismus nur in einer allegorischen Auslegung der biblischen Exodusgeschichte nachblättert und die Theorie der Achsenzeit als wissenschaftlichen Mythos verwirft, kommt am Wandel  vom Mythos zum Logos nicht vorbei. Denn auch Assmann zeigt in seinem neuen Buch "Exodus - die Revolution der alten Welt" auf: Der biblische Gründermythos von Abraham, dem Dornenbusch oder dem Auszug aus Ägypten durch das Schilfmeer war letztlich die alte Geschichten aufgreifende bildhafte Beschreibung eines Kulturwandels. Genau um den geht es. Auch wie die von Moses, Josua & Co. sprechenden Denker (sog. Propheten), die die von Assmann jetzt allegorisch ausgelegten Gründermythen aufgriffen, nicht auf die Meinung eines Einzelnen den Monotheismus des sog. Exils gründeten, der den drei inzwischen wieder mythen-/buchgläubigen Geschwistern zugrunde liegt. Wie vielmehr natur/welt- und himmelbeobachtende Hebräer, ägyptische Kosmologie als Theologie und persicher Monismus antiker Hockulturen zu berücksichtigen sind. So ging es den Denkern, die den jüdischen Kult als im Logos/der Vernunft ihrer Zeit erneutert sahen, nicht um einen wundertätigen jungen Mann, der wegen Volksverhetzung hingerichtet und egal wie wiederweckt wurde. Wie die alttestamentlichen Gründermythen zwar einzelne Gestalten beschreiben, aber von einem Geist getragen werden, der sich im Wandel der Zeiten ergab, so muss heute auch das Neue Testament verstanden werden.

Doch das trifft nicht nur für die  Religionen der westlichen Welt zu, die sich auf eine kreative Macht/Machart berufen, die sie in mehr oder weniger personifizierter Form verehren. Eine Kultform/Ausdrucksweise, die zur Zeitenwende in Vernunft erklärt wurde. Auch z.B. das Yin und Yang östlicher Religionen, aus dem sich in den Jahrhunderten vor der Zeitenwende neue Religionsformen herausbildeten, ist nicht in frommer Hosentasche entstanden. Es ist ein Prinzip philosophisch-kosmologischer Betrachtung seiner Zeit. Es braucht nicht Fritjofs Capras "Tao der Physik" um zu erkennen, dass es sich dabei um eine Philosophie handelt, die aus der Natur/Physik abgeleitet wurde. Auch wenn das noch weit weg ist, von heutiger Physik bzw. damit kaum was zu tun hat. Die den östlichen Lehren zugrunde liegende Weltmodelle bzw. kosmologische Prinzipien entstammen - wie auch im Westen - der Logik ihrer Zeit und nicht alter Mythen. Und wenn die, ähnlich wie auch im Westen im Kult weitergeführt wurden, dann in einem neuen Verstand, den die anfänglichen christlichen Denker mit "Auferstehung" umschrieben. Wer beobachtet, wie selbst die Naturvergötterungen im barbarischsten Westen die kosmische Kreativität zum Thema hatten, die dort, wo das Christentum entstand, zur Zeit Jesus in Vernunft erkärt wurde. Der kann doch nicht allen Ernstes weiter den Kult, aus dem sich die Kulturen des Westens entwickelten, in einem vergötterterten Guru begründen wollen.

Wie der prophetische Monotheismus aus der sogenannten Exilszeit, wenige Jahrhundert vor der sog. Zeit Jesus entstand, damit nur eine Art Vorgriff auf die Entmachtung der Götter, die Begründung des Monotheismus im rationalen Werden (Vernunft/Logos) war, wie es die Griechen begründeten, ist heute wissenschaftlicher Fakt.
Und dass Jesus der Logos war, wird selbst von Theologen wie Klaus Berger oder Benedikt XVI. begründet, die an einem jungen Heilsprediger festhalten, weil auf dem ihr ganzes Lebenswerk und ihre Glaubensvorstellungen bauen. Denn als Bibel- und Geschichtskenner wissen Sie, dass die Verfasser der von ihnen analysierten Texte und noch mehr die kirchlichen Vordenker vom Logos bzw. einer Weltvernunft ausgingen. (Vernunft nach der die Welt erklärt wurde und was danach für diese vernünftig war: Weisheit).

Die Schriftgelehrten berufen sich dann auf den "fleischgewordenen Logos", an dem sie wie gewohnt und gelehrt in zweibeiniger Form festhalten wollen. Doch dass der geschichtliche Prozess mit dem jungen Mann nicht mehr machbar ist, mit dem weder der christliche Kult und noch weniger die weltweite Entwicklung zu begründen ist, für die die Vernunftlehre ihrer Zeit verantworltich war, muss nicht ständig erklärt werden. Warum aber der Logos bzw. die Lehre der Vernunft und Weisheit "Fleisch werden", warum sie im Geschichten/Mythen und göttergewohnten Westen in kulturgerechter Weise (menschlicher Person: Rolle/Aufgabe) zur Welt gebracht werden musste, auch eine Verschriftung in den bekannten Geschichten brauchte, all das lässt sich geschichtlich nachvollziehen. Selbst im Osten beobachten.


Egal wie man es dreht und wendet. Die großen Religionssysteme und insbesondere der biblische Monotheismus sind nicht aus alten Mythen oder Glaubensgefühlen (Hirngespinsten) hervorgegangen. Selbst der Ägyptologe Assmann, der Jaspers Theorie als wissenschaftlichen Mythos sehen will, belegt in seiner allegorischen Auslegung der biblischen Gründermythen den Logos/die Vernunft, die der wahre Grund war. Er bestätigt einen bildhaft in alten Mythen beschriebenen kulturellen Wandel. Und wenn dann beispielsweise über eine Sonderausstellung im jüdischen Museum Berlin Abraham berichtet wird. Dabei im Hinblick auf das Operlamm Abrahams der Stern titelet: "GLAUBE VS VERNUNFT" als Urkonflikt des Menschen. Von dem der Urvater der drei Monotheistische Weltreligionen durch das Lamm, das er statt des Sohnes sterben ließ erlöste. Dann bringt das nicht den Konflikt von Glaube und Vernunft zum Ausdruck. Der Urkonfklikt ist die immer wieder zu beobachtende Auseinandersetzung des alten Glaubens, des Mythos mit der Vernunft ihrer Zeit, wie es auch im Exil geschichtliche war. Und nebenbei: So wenig die Abrahamgeschichte auf buchstäbliche Weise zu verstehen ist, evtl. von der versehentlichen Schlachtung im alten Opferkult handelt, war das neue Opferlamm dann nur ein charismatischer Wanderkyniker, der das Volk aufwiegelte und deswegen hingerichtet wurde.

Von Thales zu Einstein: Die Entwicklung des menschlichen Geistes

 
Ob das Schaubild von Helmut Walther aus einem 2009 gehaltenen Referat für kritische Philosophie über die Entwicklung des menschlichen Geistes "Von Thales zu Einstein" zutrifft, ist Nebensache. Darauf muss hier auch nicht eingegangen werden. Doch die dort bedacht Veränderung des menschlichen Kopfes bzw. die damit verbundene Entwicklung des menschlichen Geistes hat mit Sicherheit mehr mit der Entstehung der Religionssysteme und damit auch des christlichen Glaubens zu tun, als ein junger Mann, der der fleischgewordene Logos gewesen sei. Wobei in diesem Modell des menschlichen Geistes selbst die Notwendigkeit der die Emotion und die menschlichen Gefühle ansprechenden Schau-Bilder, ohne die die Vernunft keine kulturelle Wirklichkeit wird, damit auch die "Fleischwerdung"  in kreativer Vernunft deutlich wird.

Jede evolutionswissenschaftliche Darstellung der Geschichte des menschlichen Geistes und dessen Wandel vom legendären Mythos (dem Laut) zur verschrifteten Vernunft (dem Wort/Logos) sagt mehr über das Wesen Jesus aus, als aller schriftgelehre Rederei. Die im buchstäblichen Sinne einen mehr oder weniger göttlichen Wanderprediger für historisch hält. Wonach die Kritiker dann nur dem Christentum vorwerfen, sich seinen eigenen Gott gebastelt, einen Heilsprediger mit Namen Jesus (der jedoch am Anfang nirgens das Thema war) in den Himmel gehoben bzw. als vergöttert zu haben.

Wie das vernünftig erklärte Werden bzw. die Vernunft (im Gegensatz zum heutigen Naturalismus) nicht die Rolle der unsagbaren kreativen Macht einahm, die im bisherigen Kult galt, sondern diese in Vernunft offenbar/erklärt war, ist kann bei der Heilsprediger-Hypothese nicht bedacht werden.



Es scheint wie ein Wahnsinn. Täglich erscheinen neue Bücher, die uns beibringen, wie sich der menschliche Geist, unsere Kultur in Vernunft entwickelt hat. Wir wissen um den kulturellen Wandel und dass die Vernunft allen kreativen Werdens das theologische Thema, auch der anfänglichen Christologiediskussionen war. Auch ist uns ein Wissen über die Geschichte der menschlichen Kultur gegeben. Dem Bemühungen um kreative Zukunftsgestaltung, nicht nur am Nil, wo anfänglich mündlich überlieferter Mythen galten und dann das Wort in Schriftform. Wir beobachten, wie nicht nur die Schöpfung in Vernunft (Logos, Wort) erklärt wurde, so der unsagbare Grund allen seins offenbar wurde. Und wir wissen auch, dass die biblischen Texte vom lebendigen Wort ausgehen bzw. handeln, als dieser der heute Jesus genannte Grund chrisltichen Glabuens auch den Vätern des Koran galt. Auch wie die Vernunft im antiken Kulturwandel bestimmend für die Lebenslehren war. Und dann auch die alten Kultvorstellungen/-mythen in Vernunft erklärt wurden: Auferstehung war. Und dann wird ein Wanderprediger, der in Gemeindebildung angeblich zum auferstandenen Gott wurde, als Grund unserer Kultur hingestellt. Evlt. auch nur ein Guru, der aufgrund einer besonderens Gotteserfahrung alles etwas besser wusste.

Allein der Begriff der einem angeblichen Guru unterstellen "Gotteserfahrung", der so nur ein menschlichens Gefühl persönlicher Vorstellungen umschreibt, ohne die reale "kreative Wirklichkeit" zu berücksichtigen, die damals in Vernunft erklärt wurde, ist ein Verbrechen an unserer Kultur. So zerbricht nicht nur das Weltbild in Wissen und Aber-glaube. So beziehen sich die verschiedenen Kulturen nur auf ihre eigenen, gestrigen Bücher/Überlieferungen von unterschiedliche Gründergestalten, wird gemeinsame Vernunft vergeblich gepredigt und gepostet.



Dabei wird auch in der Kulturgeschichte des Christentums, dessen Verfasser sich nach heutiger Hypothese auf einen jungen Guru mit Gotteserfahrungen (was immer das gewesen sein soll) beruft mehr als deutlich, wie Menschen zauberhafte kultur-geschichtliche Bilder brauchen. Wie die Kulturgeschichte ohne Kultbilder nicht auskommt. Wie sie auf Vor-bilder angewiesen ist, an die sie anknüpft. Und warum die Erbsünde in Vernunft getilgt wurde, es kultureller Vernunft ensprach, sich im aufgeklärten Bewusstsein alter Bilder zu bedienen. Und wie daher auch die im Zeitenwandel bestimmende Vernunft keine zu glaubende Gottheit war. Wie vielmehr die Vernunft Grund des christlichen Kultes war, in der nun nicht nur alles natürliche Werden erklärt wurde, sondern so die Erklärung/Offenbarung der Kultvorstellugen der Väter war.

Die Theorie einer  "Achsenzeit" ist unerheblich. Aber es ist geschichtlicher Fakt, dass die Religionssysteme in den Jahrhunderten vor der Zeitenwende in Vernunft bedacht wurden. Egal ob man wie die Griechen vom Logos gesprochen oder andere Begriffe gebracht hat. Und genau das war auch der Logos, über dessen Wesen auf den sog. Konzilen über Jahrhunderte gestritten, seine Beziehung zu den Vätervorstellungen, damit auch den Mythen sowie die kulturnotwendige Ausdrucksweise diskutiert wurde. Was im Wesen als Jesus Geschichte machte, im Islam als Mohammed gilt. Die Religionen der Welt sind nicht aus der Hosentasche einzelner herrlicher Zeitgenossen gezaubert worden. Sie sind auch nicht auf Angst vor einem Aufpasser, auf Buchstaben oder religiöse Bauchgefühle gebaut. Sie beruhen auf der in ihrer Zeit geltenden Beschreibung der Welt, was zur Zeitenwende Vernunft und danach weise war. Wofür wir heute nur andere Begriffe haben, z.B. von ökologischer Weisheit, ganzheitlicher, natürlicher Lebensweise sprechen. Und im aufgekärten Sinne dann nicht auf die altbekannten Bedeutungsbilder, in denen unserere Kultur "Erwachsen" ist, verzichten können.

Ob in Achenzeit entstanden oder ob sie vorher waren. Nicht eines der Religionssysteme, die wir heute analysieren können, beruht auf einem einzelnen Heiligen. Natürlich gibt es Gründergestalten, von Abraham, über Moses, Buddha oder Laotse. Aber selbst wenn Laotse ein superschlauer alter chinesischer Weiser gewesen wäre. Das Konzept das er verkündet bzw. die Philosophie, die er vertritt (wie auch bei Sokrates oder Platon) hatte ihren Grund nicht in ihm, sondern in kreativer Wirklicheit nach damaliger/dortiger Definition. Nicht eine der sog. heidnischen (und noch weniger der montheistischen) Religionen oder Weisheitslehren, ist in den geheimnivollen Ansichten eines Einzelängers zu begründen.

Die Kulturwende in jüdischer Tradition

Insbesondere wenn wir im Kontext jüdischer Weisheit bleiben, löst sich die Hypothese vom Heilsprediger im Logos auf. Kein junger Jude kann in Konkurrenz zum Weltbaum der Kabbala gestanden oder die alten Modelle des ewigen Werdens und der Rolle der Wesenszüge des Menschen dabei ersetzt haben. Wer die mystische Lehre der Kabbala betrachtet, was "Tradition, Überlieferung" bedeutet, dem müsste bereits klar werden: Der Grund der christlichen Religion, der im geistigen Kontext der Kabbala entstand, der kann kein junger Mann gewesen sein. Und noch weniger ist der mit den vielfältigen Folgeerscheinungen zu machen, die als christlich-kabbalistisch gelten: Von anfänglichen Erkenntnisbewegungen (Gnosis), über neuplatonische Lehren, den Katharern, bis zu sonstigen an die Lebenssysteme angelehnte christlichen Lehrgebäuden oder modernem New Age.

Die religionsphilosophische Grundlage der Tradition, die vor Jesus an den Wasserflüssen Babylons das theologische Bewusstsein speiste, beruhte auf Weltmodellen ihrer Zeit. So lag auch den Traditionslehren der Kabbala eine kreative=schöpferischer Tatsache und kein Hokus Pokus zugrunde. Auch wenn die Weltmodelle überholt waren, ihre Zeit in antiker Aufklärung weitgehend abgelaufen war. Es ging bereits in den mysterischen Geheimlehren um die Wirklichkeit der Welt, die dann nicht mehr traditionell nach alten Überlieferungen, sondern in Vernunft erklärt wurde. Selbst die moderene Esoterik beruht im Grunde auf einfachen überlieferten Prinzipien der Welt, die nicht von der Hand zu weisen sind. Und wer den Scharfsinn der Kabbalisten betrachtet, der nach heutigen Übersetzern der Kabbala denkerisch tiefer ginge, als superkluger philosophischer Modernismus und hölzerne Theologie. Der bestätigt die Vernunft/den Logos, der bereits der jüdischen Tradition zugrunde liegt. Es war eine überlieferte, weitgehend mystische Hermeneutik der schöpferischen Welt und deren menschlicher Wesenszüge, die dann in allgemein gültiger Logik bzw. der Vernunft der Zeit erklärt wurde. Mit einem heiligen jungen Mann hat das auf jeden Fall nichts zu tun.

Einer Denkwelt, die sich mit neuen und überlieferten Modellen von Weltprinzipien auseinandersetzte, kann unmöglich ein wundertätiger Guru als eine Art neues Weltprinzip unterstellt werden. Wo aus solchen Weltmodellen Verhaltenslerhen menschlicher Weisheit und Höherentwicklung abgeleitet wurden, kann niemand die Worte eines jungen Besserwissers als die maßgebende ewige Wahrheit verstanden haben. Und noch weniger ist der mehr oder weniger göttliche junge Mann mit den Denkweisen zu machen, die nicht mehr Traditionshörig waren. Die sich neue Modelle vom ewigen Vergehen und Werden machten, wie sie der damaligen philosophischen Erkenntnis (Gnosis) entsprachen und Grundlage verschiedener Erneuerungsbewegungen waren. Erkenntnis(Gnosis)-Bewegungen, wie sie heute als anfängliche Christen gelten und die alle von Modellen des ewigen Vergehens und Werdens im Zusammenspiel der verschiedenen Wesenheiten ausgingen. Weltmodelle, die am Anfang unserer Wissenschaft nun auf neue Weise das Denken bestimmten und nicht nur die jüdische Weisheitslehren bestimmten, sondern auch den urchristlichen Erkenntnis-Bewegunge vorangestellt waren. Wer daher heute bestätigt, dass Jesus Jude war, in der Tradition jüdischer Weisheit blieb bzw. die anfänglichen Christen neue wahre Juden sein wollten. Der müsste alle Bücher über die Grundlage jüdischer Weisheit, die alten Weltmodelle bzw. Prinzipien des Ganzen verbrennen, um bei der Hypothese vom jungen Guru bleiben zu können, dem dann alle hinterherliefen.

Und wenn durch die Schriftgelehrten belegt wird, wie die anfänglichen Denker den, der heute als Jesus gilt, für die Weisheit in Person hielten bzw. er als solcher in den Texten dargestellt ist. Dann sollten die, die an heutiger Jesus-Hypothese festhalten wollen, ihr theologisches Wissen totschweigen. Denn ein junger Mann kann nicht das gewesen sein, was jüdische Weisheit speiste. Was sich jetzt nicht mehr aus überlieferten absonderlich gewordenen Weisheitslehren bzw. Weltmodellen ergab, sondern die dann der philosophischen Logik der antiken Aufklärung am Anfang unserer Wissenschaft (griechischer Philosophie).


Der Sefirotbaum der Kabbala
Egal wie der Kabbalistische Baum gedeutet wird. Es war Denkmodell des Zusammenspieles der schöpferischen und menschlichen Wesenheit der Welt, das damaliger Logik entsprach. In der Tradition jüdischer Weisheitslehren, wie der Kabbala, war der Mensch eingebunden in ein kreatives Universum. Das weniger ein göttergegebenes Mysterium, als ein noch auf alte, geheimnivolle Weise gedeutes kausal dargestelltes Gebilde war. Und in diesem großen altlogischen Getriebe allen Seins hatten sich die menschlichen Wesen zu orientieren. Die menschliche Höherentwicklung, der weise handelnde bzw. lebende Mensch war das Ziel. Es liegt nahe, dass in Zeiten, in denen die Modelle der Welt nun in der Logik der Griechen erklärt wurde, dieser Logos (die Vernunft) das mysterisch orientierte geheimnivolle kabbalistische Weltmodell ablöste. In diesem Sinne hat Jesus die jüdsiche Tradition ersetzt bzw. erfüllt. So ist die Vernunft der Zeit nicht nur an die Stelle der griechischen Götter, sondern auch jüdischer Mystik/Traditionshörigkeit getreten. Dass aber ein junger Mann mit zufälligem Namen Jesus an die Stelle des der jüdischen Tradition geltenden Weltmodelles als maßgebend für das menschliche Sein getreten sein soll, das ist völlig ausgeschlossen. Allein sich die jüdische Weisheits-Tradition vor Augen zu führen, die in den Augen der anfänglichen Denker durch Jesus auf neue Beine gestellt wurde, macht deutlich, wie lächerlich die heutige Hypothese vom mehr oder weniger göttlichen Heilsprediger ist.

Auch wenn sich die Kabbala bis in die heutige Tage gehalten hat, so hat musste auch sie sich mit der Zeit wandeln, konnte allein die Überlieferung keine Zukunft bringen. Man braucht nur zu bedenken, was heute weiter bringt bzw. für die Weltgemeinschaft vernünftiger ist. Ob mystische, geheimnisvolle Überlieferungen religiöser Tradition modernen Zeitgenossen sagen können, was sinnvolles, kreatives Leben bzw. Weisheit ist. Oder ob das in Vernunft erklärten Ganze nach dem Prinzip wissenschaftlicher Welt, in die der Mensch auf natürliche Weise (z.B. ökologisch) eingebunden ist, maßgebende Weisheit sein muss. So stehen sich auch heute Mythos, überlieferte Tradition und Logos/Vernunft gegenüber. Und so wird deutlich, wie der Kulturwandel vom Mythos zum Logos auch die jüdische Weisheitslehren betraf. Wie im Reformjudentum Alexandriens (Philo) die Traditionslehren jüdischer Weisheit jetzt in philosophischer Vernunft begründet wurden. Weisheitslehren, die über Aristoteles bis zu modernen Philosophiemodellen nachgeblättert werden. Gibt es daher etwas Absurderes, als einen jungen Wanderguru ob als Begründung oder gar lebendige der Weisheit an den Anfang stellen zu wollen?

Und auch wer die weiteren christlichen Strömungen der Kabbal betrachtet, der kann unmöglich untersellten, dass beispielsweise bei den Katharern der mehr oder weniger göttliche junge Mann das Maß der Dinge, Grundlage des Kultes war. Es steht außer Frage, dass das Modell, nach dem die jüdische Traditon die Welt erklärte und ihren Monotheismus begründete, heute nicht mehr gilt. Noch weniger, kann ein überholtes Modell das Maß der menschlichen Ethik und täglichen Verhaltenslehren sein. Doch zweifelsohne liegt hier ein altes Denkmodell der Welt zugrunde, das Kosmos und menschliche Kultur verbindet. Und wenn man annimmt, dass dann in einer Zeit, als alles Werden nun nicht mehr mystisch, sondern in Vernunft erklärt wurde, ein junger Mann als lebendiger Logos die Tradition ablöste. Dann das ist es Wissensverweigerung im schlimmsten Ausmaß. Da hätte man den Wald schonen, sich auch das Papier der ganzen Bücher über die Kabbala sparen können. Auch das theologisch-exegetische Wissen, dass es bei Jesus um das ging, was den Juden als Wort bzw. davon ausgehende Weisheit galt, muss man bei heutiger Hypothese an den Nagel hängen.

Theologie: Lebendige Vernunft/Weisheit statt Tradition sprechen lassen

Der Baum des Lebens - Kabbalah der Unsterblichkeit

Problembeschreibung mit Blick auf ein aktuellen Buchangebot bzw. dessen Umschlagtext:
In unserer von Hektik und Oberflächlichkeit geprägten Zeit fragen sich immer mehr Menschen, ob es im Leben überhaupt einen Sinn gibt. Die Weisheitslehre der Kabbalah bietet verblüffende Schlüssel um dauerhafte Erfüllung auf allen Ebenen zu verwirklichen. Lassen Sie sich von Elias Rubenstein auf eine interessante Reise zum geheimen Baum des Lebens führen. Finden Sie für sich die Antworten auf die wichtigsten Grundfragen des Lebens und entdecken Sie das spannende Mysterium der Bibel.


Möglicherweise kann man hier auch was lernen kann. (Nicht nur, dass es beim Nachfolgemodell des überlieferten Lebensbaumes bzw. dem dann christlichen Logos als Glaubens- und Lebensgrundlage mit absoluter Sicherheit nicht um einen jungen Heilsprediger gegangen sein kann.) Dieses Buch über die Grundfragen oder den Sinn des Lebens aufgrund eines mysteriösen geheimen Lebensbaumens nach (überholten) Überlieferungen ist mit Sicherheit nicht zu empfehlen. Die Buchbeschreibung zeigt vielmehr das Probleme der überliefererten Glaubens- oder Weisheitslehren, die nur noch geheimnisvoll, mysteriös, unwirklich sind. Es waren überholte Geheimlehren alter Mysterien, die im Zeitenwandel nicht nur in Form der griechischen Götter ausgedient hatten. Und die auch heute den Menschen keinen Sinn mehr vermitteln können. Doch was dem Neuen Testament (und damit ist nicht das Buch gemeint) als "Juden" (Pharisäer, Schriftgelehrte) galt, die bekanntlich Jesus (die lebendige Vernunft/Weisheit) der Überlieferung zuliebe ablehnten, hat nichts mit einer Volksgruppe zu tun. Es geht um das Verständnis.

Denn hier zeigt sich auch das Problem unserer heutigen Theologie, die sich aus dem speist, was Kabbala ausmacht: Tradition, Überlieferung. Ähnlich wie die Moslems sich auf Mohammed berufen, tragen die Pfarrer in der Kirche das vor, was angeblich ein junger Religionsrebell als göttlicher Bote sagte und wollte. Auch wenn sie ihm dabei meist ihre eigene Meinung in den Mund legen. Der esoterische Unsinn, der dann in Berufung auf die Kabbala aus überlieferten jüdischen Lehren vom Weltenbaum und seinen kreativen Prinzipien praktiziert wird, der hat dann noch mehr Hand und Fuß, als sich auf einen wundertätigen Wanderprediger zu berufen. 


Doch im Kulturwandel der Zeitenwende gab nicht mehr die mysteriöse, geheimnisvolle Tradition, sondern die zeitgemäße Vernunft den Ton an. Nicht mehr nur überlieferte Verhaltenslehren waren maßgebend, sondern die philosophisch aufgrund der Logik des Weltganzen (Logos) erörterte Vernunft, wie sie dann philosophisch in Berufung auf Sokrates als vernünftig ausdiskutiert wurde. Die Weltmodelle, wie sie in überlieferter jüdischer Weisheitslehre (Kabbala) galten, waren überholt, wurden durch die der griechischen Philosophen, dem Anfang unserer Wissenschaft abgelöst. Selbst die kabbalistischen Lehren haben sich gewandelt, sind im Laufe der Entwicklung des philosophischen Wissens gewachsen.

Nicht mehr religiöse Rheorik traditioneller Lehren sollten für das menschliche Leben das Maß sein, sondern der Logos: die von lebendigen Prinzipien des Werdens ausgehende Vernunft und Weisheit. Auch wenn wir immer noch auf dem Weg zu dieser Vernunft sind, die unsere Urgroßväter noch auf dem Hambacher Fest einforderten. Dabei die deutschen Fürsten und deren Pfaffen als die  zu vernichtende Feinde sahen. Und selbst heute, wo nicht mehr Fürsten und Pfarrer bestimmen, sondern wir die Freiheit des Denkens haben, wissen was vernünftig für die gemeinsame Zukunft wäre, wird dies oft vergeblich gegenseitig gepredigt, in zeitkritischen Post gefodert.

Und doch muss man, gerade auch im Sinne der Vernunftentwicklung neuzeitlicher Aufklärung, die Bedeutung der Vernunftlehre in der Zeitenwende bedenken. Nur so kann man den Grund des christlichen Kultes bedenken, der sich nicht mehr auf die Tradition, die Überlieferung bzw. jüdische Gesetzlichkeit berief.

Oder anders: Wie kann man in wissenschaftlicher Geschichtsbetrachtung in Form eines Kulturwandels beschreiben, aus dem die Weltreligionen hervorgingen. Was rund um das Mittelmehr als Wandel vom Mythos (der Tradtionen, Überlieferungen) zum Logos nachzublättern ist. Und dann weiter einen charismatischen Wanderguru bzw. ein gutgläubiges Hirngespinst als Grund des christlichen Kultes sehen wollen? Wenn der dann gar als Logos (Vernunft, nach der alle Kreativität der Welt und alle philosophische Weisheit erklärt wurde) hingestellt wird, scheint das Gehirn völlig ausgetrocknet zu sein. Denn der Logos/die Vernunft, nach der Kosmos und Kult erklärt wurde, war eindeutig Grundlage aller frühen christlichen Denker. Und Grund der Kulturdiskussion in der spätantiken Hochzivilisation, der die Vernunft heilig war, aber über deren Wesen kaum einig wurde.


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Wie sich die Zeiten doch immer wieder gleichen. Nach dem Rückfall ins Mittelalter wird heute die Welt wieder auf logische Weise, jetzt nur empirisch-wissenschaftlicher erkärt. So lässt sich nicht nur der damals noch spekulativ erklärte Kosmos im wissenschaftlichen Modell darstellen. Vielmehr wird seit Darwin & Co. auch der bereits bei Heraklit "Logos" genannte logische Lebensfluss nicht nur im ewigen Feuer, sondern endlich in Vernunft/Ratio belegt. Von der Entstehung der Arten, über den Hunger auf Süß und Fett, dem weiblichen Orgasmus bis zu den kleinsten Gefühlsregungen wird selbst die Evolution der Phantasie, werden Kunst und Kultbilder in Vernunft bzw. kreativer kultureller Notwendigkeit erklärt. Trotzdem wird im Kult meist weiter menschlichen Gottesbildern und alten Kultlesetexten (nicht mehr sollte der Kanon sein) gehuldigt. Und gleichzeitig wird über das Wesen der Vernunft gestritten.

Es wir höchste Zeit für einen neuen Wandel vom Mythos zum Logos.

Die Vernunft unserer Kultur ist neu zu entdecken.

 
 Titelbild

"Die Morgenröte" war der Beitrag von Matthias Schulz im Spiegel 48/2006 überschrieben, in dem die Entdeckung der Vernunft, des logischen Denkens über die Welt in Milet geschildert wurde. Auch wie dann die menschlichen Götterbilder und Mythen gekippt wurden. (Ähnlich wie bei den Persern bzw. Zarathustra zu beobachten, wo die Propheten erwuchsen, der Monotheismus entstand.)

Die Morgenröte wurde auch von unseren freiheitlichen Großvätern besungen, als sie zum Hambacher Fest zogen und hofften, durch den Sturz der Fürsten der Vernunft zur absoluten Geltung verhelfen zu können.

Der Morgenröte war auch der von mir  "Lichtblicke"  genannte Sparkassen-Bildkalender 2004 mit Sonnenaufgängen der Pfalz gewidmet. Ich hatte ihn dem Redakteur des angeblichen Aufklärungsorganes, der sich auch mit der Jesusgeschichte beschäftigte  geschickt und ihn gebeten, sich nicht von Mythen und kindlichen Vorstellungen in Bezug auf die Glaubensgestalten in die Irre führen zu lassen. Vielmehr die Vernunft zu gebrauchen und darin den den Grund der christlichen Religionen zu bedenken, die aus dem Kulturwandel bzw. der Entdeckung der Vernunft hervorging.

Doch was nützt die von den Griechen entdeckte univefsale Vernunft, wenn nur ein Wanderguru mit Gotteserfahrung oder christliches Gottesbild als Grund unserer chrisltichen Kultur geglaubt wird? Wenn nur  ein geheimnisvoll hoheitliches Wesen oder ein einfacher Heilsprediger Gegenstand der Wissenschaft bleiben, wird vergeblich nach gemeinsamer, kulturübergreifender Vernunft/Weisheit gerufen