Der historische Jesus: Vernunft/Weisheit der Zeit

Es mag zu rationalistisch erscheinen, die dem antiken Denken maßgebende und den bildlosen Monotheismus und seine Gebote nun in Vernunft/Logik (Logos) begründende Weisheit, mit der heutiger Aufklärung geltenden Vernunft und Weisheit, in Evolution begründeter kreativer Vernünftigkeit/Ökologie, Weltvernunft oder nachhaltiger, ganzheitlicher Lebenslehre zu übersetzten. Zumal die Vernunft in der Neuzeit von der Glaubenslehre verteufelt wurde, daher heute Vernunft und Wissen zu Naturalismus und Realsäkularisierung führen. Und wer dann deutlich macht, dass diese Vernunft/Weisheit, die heute nicht nur die Welt erklärt und Recht bestimmt, sondern sich mit der Traditionslehre kritisch auseinandersetzt, genau darum der historisch wirkende Jesus war, scheint gegen alle Wissenschaft zu sprechen. Doch unwissenschaftlich ist es, angesichts allen heutigen Wissens über die Lehren und Diskussionen der Zeitenwende, wie wir sie beispielsweise aus jüdischer Bildung Alexandriens (Philo) kennen, hinter der in den Evangelien sprechenden Weisheit einen wunderwirkenden Handwerksburschen zu vermuten, der nicht lesen und schreiben konnte. Wie kann man wissen, wie Vernunft und Weisheit in Athen, Alexandrien oder Antiochien jetzt sagten, was Recht ist. Wie die Vernunft in vielfältigen Reformbewegungen, auch in Qumran (rund um Jerusalem) wehte und zu einer urchristlich-marcionistischen Ablehnung, ebenso wie einer reformenden Auseinandersetzung mit der Thora führten. Die wie Philo von Alexandrien die griechische Philosophie im Sinne des Alten Testamentes verstand, damit den bildlosen Bund auf neue Beine stellte. Und dann einen leseunfähigen, Sprüche klopfenden Besserwisser oder literarischen Mythos als Grund der Weisheit annehmen wollen, die im Neuen Testament gegen die taube Gesetzlichkeit der Tradition sprach, den Bund der Väter erneuerte und universalisierte?  

Wenn die wissenschaftlichen Ergebnisse über die Quelle der Evangelien konsequent weitergedacht werden, führt kein Weg vorbei: Die Verfasser, reformjüdische hellenistische Denker, haben unmöglich die Sprüche eines einzelnen Rabbis oder Reformpredigers aufgegriffen, weil sie den jetzt als neues Maß aller Dinge, Erfüllung der Thora oder gar als schöpferischen Grund/Sinn sahen. Ebenso wenig kann nur ein Jesus-Mythos gewesen sein. Vielmehr zeigt sich, wie jüdische Denker in der in Natur/Schöpfung (heute: Evolution) begründeten Vernunft/Logos (heute: Ökologie) ihrer Zeit einen neuen Monotheismus und damit das verstanden, was Juden traditionell als  Wort oder Weisheit galt. Gerade in Q wird deutlich, wie die Verfassern die sich so ergebende und einen echten Wandel bewirkende Weisheit in ihrer Heilsfunktion zur Sprache brachten. Die Evangelien sind die frohe Botschaft der Vernunft und Weisheit (Christus), die als neuer Josua (Jesus) König der Juden war (Messias) und im Erbe ihrer jüdischen, wie griechischen Vor-bilder in Kult(ur)geschichte zur Welt gebracht wurde. Weil sie nur so die Kultrolle jüdischer Tradition, wie griechischer Götter und römischer Kaiser einnehmen konnte.

Eine neue (Re-)Form christlicher Religion

Die bisherige Radikalkritik, die einen historischen Jesus verneinte und auch den Logos als rein literarisches Konstrukt erscheinen ließ, war angesichts des historischen Wandels weder wissenschaftlich machbar, noch führte sie weiter. Letztlich wäre ja auch ein literarischer Logos- oder Jesus-Mythos für die vernunftbestimmte Aufklärung ebenso unbedeutend, wie ein junger Mann, der als mehr oder weniger „Christus“  große Sprüche reißend durch die Levante lief. Der nach dem mittelalterlichen Verfall der kirchlichen Lehre durch die Reformation in Schriftform maßgebende Jesus, ist seit seiner Hinterfragung durch neuzeitliche Aufklärung in seiner Bedeutung eh nur ein literarischer Mythos. Auch wenn ihn selbst die Glaubenskritiker lieb gewonnen haben, so kann er für die modernen Menschen kein schöpferisches Maß mehr sein.

Doch wenn heute wissenschaftlich klar wird, dass hinter den Sprüchen der Quelle die Vernunft und Weisheit steht, die neuzeitlicher Aufklärung heilig ist. Wie sich die christliche Religion als Kult entwickelte, der die von traditionsorientierten Pharisäern, ebenso wie von den griechischen Philosophen gepredigte Vernunft, die heute als ganzheitlich-ökologische Lebensweise oder Weltvernunft ebenso wieder vergeblich gefordert wird, in götterfreier Kult(ur) zur Welt bringen sollte. Wie damit ein neuer, in Vernunft begründeter, universaler jüdisch-bildloser Kult in Begeisterung für das kreative Ganzen entstand, der nun auch für ihrer Götter müde Griechen galt. Dann wirft dies ein völlig neues Licht auf die notwendige Leistung des christlichen Glaubens und dessen Bedeutung für die aufgeklärte Welt, deren mündig-gemeinsames Miteinander in schöpferischer/kreativer Verant-wort-ung für die Zukunft unserer Kinder.

 Wissen über die Wurzeln der Schrift weiterdenken

Die Kritiker sehen in den Evangelien oft nur Märchen, die nicht weiter interessieren. Und auch die exegetische Wissenschaft begründet die Texte meist nur in älterer Kultleseliteratur. Da zur Frage nach dem historischen Wesen die biblischen Texte kaum ernst genommen werden, wurde bisher zur Beweisführung über die Vernunft/Logos als das Jesus genannte Wesen meist auf geschichtliches Wissen Bezug genommen, wie den anfänglich in Naturbetrachtung,  dann bei den Griechen in Vernunft begründeten Monotheismus oder das vernünftige Denken der Hochzivilisation in Zeitenwende. Auch wo die vielfältig sich noch bekämpfenden urchristlichen Reformbewegungen, die ebenso vom Logos ausgehenden spätantiken Kaiser als Erbauer der Kirche, deren neuplatonische Vordenker und Herausgeber der biblischen Schriften Zeugen für die Vernunft des christlichen Glaubens waren, spielten die biblischen Texte nur eine untergeordnete Rolle.

Denn schließlich sind die bekannten Evangelien nur eine kleine Auswahl der Unmenge von Texten, die in der Zeitenwende entstanden und in den kirchlichen Kanon aufgenommen wurden. Es waren an das Alte Testament anknüpfende Kultlesetexte, die dann nicht allein in den Übersetzungen immer weiter geformt wurden. Und die dann auch durch die Reformation und ihre volksverständliche Übersetzung, die so vor den im Mittelalter verfallenden kirchlichen Lehren bewahrte, dem Verständnis ihrer Zeit angepasst wurden. Und die selbst bei den als Kirchväter geltenden Neuplatonikern anfänglich in Konkurrenz zu kirchlich ebenso bedeutenden Texten standen, wie einem griechischen Weisheitstext, wo kein junger Mann mit Namen Jesus, sondern ein „Hirt des Hermes“ spricht. Man stelle sich daher vor, nicht nur die ganz und gar ungewohnt klingenden Evangelientexte, wie sie als Apokryphen nachzulesen sind, sondern die in der Frühkirche gelesene Kultliteratur von einem griechischen Weisheitsboten wäre in den Kanon aufgenommen wurden. Wie wissenschaftlich wäre es dann,  einen zweibeinigen Hirten des Hermes (der so im griechischen Stil verkörperten Weisheit) für historisch zu halten? Oder das im Hermeshirten geschilderte, in der Kirche wie die Evangelien sprechende Wesen, möglicherweise auch noch am See Genezareth zu suchen.

Aufschlussreich ist es auch, dass getreu der heutigen Heilsprediger-Hypothese alle ursprünglichen und inzwischen als christlich anerkannten, jedoch nicht in den Kanon aufgenommenen Texte, die oft ein ganz abstraktes Wesen mit einer ganz anderen Geschichte schildern, bei der Frage nach dem historischen Wesen Jesus kaum beachtet werden. Selbst der Jesus des Paulus wird als unhistorisch angesehen. Ähnlich ergeht es Spruchweisheiten, wie dem Thomastext.  Doch in Q haben wir einen antiken Weisheitstext, der den geschichtlich ausgeschmückten Evangelien vorausgeht. Allein das Wissen, warum dann diese geschichtliche Ausdrucksweise im Erbe der Vorbilder vernünftig war, im Sinne kreativer kultureller Entwicklung sein musste, müsste die Annahme, dass in Q die Sprüche eines Heilspredigers aufgezeichnet wurden, kippen.

Für Theologen, die es gelernt haben, ihre wissenschaftlichen Werke an den biblischen Texten auszurichten und nur hier nach der Grundlage suchen, ist jede andere Vorgehensweise „unwissenschaftlich“. Und da der damals noch als wissenschaftlicher Autor geltende Klaus Berger auf die mehrfache Bitte, die Vernunft als geschichtliches Wesen des christlichen Glaubens zu bedenken, vor vielen Jahren antwortete, nicht auf den Logos zu insistieren, sondern in der Bibel zu lesen, wird hier das Wissen um Texte ausgewertet, die den biblischen Geschichten vorausgehen.

Quelle waren nicht die Worte eines Predigers, sondern Weisheit der Zeit

Wer sich auf unvoreingenommene Weise mit den wissenschaftlichen Ergebnissen über die Quellen und Entstehung der Evangelien auseinandersetzt, die der heutigen Wissenschaft den Grund ihrer Heilsprediger-Hypothese liefern, der stellt fest: Nicht nur bei Paulus ging es um ein hoheitliches Wesen, das Johannes als die Vernunft der Zeit (Logos) vorstellt. Auch die synoptischen Evangelien lassen sich einzig und allein auf die in Natur/Schöpfung  begründete Vernunft und Weisheit der Zeit zurückführen. Was heute als eine in Evolution begründete ökologisch-ganzheitliche Weisheit gilt, müsste daher schöpferischer Sinn und Maß von christlich „Erwachsenen“ sein.  

Der sich durch diese Erkenntnis ergebene Wandel im gesamten Glaubensverständnis ist so gewaltig, dass hier mit ein Grund gesehen werden kann, warum sich die Hypothese von einem Gott offenbarenden oder gar ersetzenden Wanderprediger, der als lebendiges Wort, Weisheit in Person oder inkarnierter griechischer Logos durch Galiläa lief, gegen besseres Wissen weiter hält. Denn wenn sich zeigt, dass die bisher als Gegner des Glaubens geltende, gegenwärtige Vernunft und Weisheit genau das war, was damals offenbarte/erklärte, was den jüdischen Vätern schöpferisch wesentlich war und sein wird JHWH.  Dann haben alte Gottesbilder, die oft gegeneinander ausgespielt, bezweifelt und verneint werden, so in der heutigen Welt zur Realsäkularisierung bei gleichzeitig auch kriegerischem Aberglaube führen, ausgedient. In Berufung auf die wahren kulturellen Wurzeln, aus denen auch die Glaubenstexte hervorgingen, gelten dann nicht mehr die traditionellen Lehren und das in Glaubensbüchern vorgesetzte, sondern das lebendige schöpferische Wort als maßgebend. In Konsequenz ergibt sich so ein für aufgeklärte Juden, Christen oder Moslems geltender gemeinsamer Sinn, eine schöpferische Bestimmung aus dem, was sich heute nach natürlicher Erklärung des Werdens,  der Zukunft der Welt und damit das gemeinsame, wie auch das eigene Wohl als vernünftig erweist.

Gerade die wissenschaftlichen Ergebnisse über die Quelle der Evangelien, wie sie Prof. Markus Tiwald in einem Studienbuch zur Logienquelle vorlegt, lassen keinen anderen Schluss zu, als dass die Vernunft und Weisheit antiker Aufklärung am Anfang stand und die traditionellen Vorstellungen und Vorschriften damals echt erfüllte. Die in Natur/Schöpfung begründete Vernunft und Weisheit selbst war es, die auf Erden geschichtlich wandelte und nun für die neujüdischen Verfasser im Sinne des Alten schöpferisch maßgebend war. Alle Hypothesen von der späteren Verherrlichung eines jungen Juden durch Paulus, aus machtpolitischen Zwecken durch Mutter Kirche oder diese mit erbauende spätantiken Kaiser erledigen sich, wenn man das anfängliche Denken ernsthaft auswertet. Denn das schöpferisch maßgebende Wesen spricht bereits in Q und wird mehr noch in den Evangelien in seiner Auseinandersetzung mit entleerter jüdischer Tradition beschrieben. Doch die anfänglich christlichen Verfasser und Herausgeber, die von einem Menschensohn sprachen, der offenbarende/erklärte, was den Alten schöpferisch wesentlich war und sein wird, die Thora erfüllte und nun Maß aller Dinge war. Die haben dabei mit absoluter Sicherheit an keinen jungen Guru aus ihren Reihen gedacht oder literarisch gesponnen. Sie haben, wie auch aus jüdischer Bildung dieser Zeit, beispielsweise von Philo von Alexandrien bekannt und im Studienbuch bestätigt, so die menschlicher Weisheit in ihrer kultgerechten Umsetzung bezeichnet.

Es trifft sicher zu, dass am Anfang Weisheitslehrer waren und aus deren Reihen auch die jüdischen Reformbewegungen hervorgingen, denen wir die Urtexte verdanken. Doch selbst wenn diese das sprechende, für das Verhalten maßgebende Wesen nicht als Weisheit, Herr, Menschensohn oder in Nomina Sakra (heiligen Namen, die im hellenistischen Judentum auch für das göttliche Tetragramm standen), sondern bereits als Jesus bezeichnet hätten. Was aber scheinbar noch nicht war. Sonderbarer Weise aber zur totalen Sprach- und Selbstverwirrung  immer geschrieben, damit vorausgesetzt wird. Dann wäre es ihnen um die Vernunft und Weisheit als neuen Josua gegangen, wie auch die Kirchenväter den Namen begründeten, und nicht um einen religionsrebellischen Handwerksburschen, den sie als Weisheit ansahen.

Es mag mehr oder weniger vernünftige/weise Zeitgenossen geben. Doch egal, ob wir von einer Quelle schriftlich verfasster Weisheitssprüchen ausgehen, wie sich das sprachwissenschaftlich erweist und heute gängige Theorie ist. Oder ob sich die narrative Ausformung der Lebensgeschichte Jesus, wie sie die Evangelien berichten, direkt aus der damals gängigen Weisheit ableitete. Was bei Markus scheinbar der Fall ist. Um einen arbeitsscheuen Handwerksburschen, der einer Jesusbewegung vorhergegangen ist, ist es den von lebendiger Weisheit schreibenden Verfassern, die jetzt maßgebend war, bei ihrer jüdischen Erneuerung mit absoluter Sicherheit nicht gegangen.

In einer Zeit, in der Reformer jüdischer Bildung, wie Philo von Alexandrien, auf den auch Tiwald zurecht Bezug nimmt, den Logos als Wort verstanden, so im allegorischen Verständnis der verschiedenen Traditionslehren einen neuen Monotheismus begründet sahen. Da hätten anderer Reformer aus dem Frühjudentum, als die sich die Verfasser der Evangelien erweisen, mit Sicherheit nicht die neue schöpferische Maßgabe in den Innenansichten eines besonders schriftgelehrten jungen Mannes gesehen, der nach heutiger Wissenschaft nicht lesen und schreiben konnte. Wie aber in der Vernunftlehre der Zeit nicht nur bei den griechischen Philosophen, sondern auch den jüdischen Denkern ein neuer Monotheismus entstand, die Verhaltenslehren nicht nur der Griechen nun in wandelnder Vernunft und gegenwärtig Weisheit begründet waren, lässt sich beobachten.

Solange man nur in Kultbegriffen schwelgt, von einem Gott schwärmt, der durch seinen hingabevollen Sohn die gesamte Welt erlöst haben soll, ist alles machbar. Doch wer die anfänglichen Verfasser im Ernst heutiger Wissenschaft als theologische Denker betrachtet, dem wird gerade auch bei der Kritik am tauben alten Kult und den die Tradition übersteigenden Rechts- bzw. Verhaltenslehren  klar. So wenig ein moderner Weisheitslehrer oder ein theologischer Wissenschaftler einen arbeitsscheuen jungen Aussteiger als neues Maß aller Dinge, Ersatz für Mirakel wie Traditionshörigkeit und tauben Ritus-/Kirchen- bzw. Tempelkult, gar als Sinn oder Grund aller in neuzeitlicher Vernunft erklärten Schöpfung  sehen würde, ist das mit den anfänglichen Denkern machbar. Wer die damals lebendige Wahrheit, mehr als Moses oder Jona war und damit vom Abfall/Sünde befreite, kann für die Verfasser der Texte logischerweise nur die universal geltende Vernunft der Zeit gewesen sein. Wo der einzigen Lieferanten eines besonders begabten himmlisch-historischen Handwerksburschen gesehen wird, hat in geschichtlicher Wirklichkeit die in Schöpfung begründete, monotheistische Weisheit der Zeit gesprochen. Die dann statt traditionelle Nationalgesetzlichkeit auch den Griechen galt, den alten Opferkult und die Mythengötter ersetzten musste.

Q ist nur ein weiterer Baustein im Wissen

Die leicht im Netz zu findende Quellenhypothese, wonach neben dem Markustext noch eine schriftliche Spruchquelle angenommen wird, aus der mit weiterem Sondergut auch Lukas und insbesondere der sich mit innerjüdischer Reform befassende Matthäus hervorging, ist nicht der Beweis. Doch sie ist ein weiterer Baustein, dass es auch bei dieser angenommenen Quelle nicht um die überlieferten Mitschnitte eines halbstraken Aufschneiders ging, wie er sich als angeblich historischer Jesus letztlich nur dort herleitet. Ob sich die Texte daher aus einer schriftlich fixierten Spruchquelle entwickelten oder wie bei Markus angenommen wird, direkt die auf Erden wandelnde Weisheit aufgegriffen wurde, ist daher nebensächlich.

Doch wer sich die heutige wissenschaftlichen Erkenntnisse über Q betrachtet, der muss sich an den Kopf langen, wie man weiter einen des Lesens ohnmächtigen Schriftgelehrten/-zitierer als historischen Jesus betrachten kann. Auch alles, was wir dann über Matthäus wissen, wie es beispielsweise in ZNT, einer wissenschaftlichen Zeitschrift zum Neuen Testament aktuell dargestellt wird, wo in Bewahrung der jüdischen Tradition eine Erneuerung und Universalisierung als Öffnung für die Griechen erfolgte, zeigt ganz eindeutig: Dort, wo heute von Jesus die Rede ist, ging es den Verfassern um die Weisheit, die sich aus einem in Vernunft (logischer Gesetzlichkeit, heute Ökologie) begründeten neuen Monotheismus ergab. Es ging um das, was wir auch von dem griechisch-monistischen Denken kennen und im Kult als Vater aller Götter, Zeus-Pantokrator zum Ausdruck kam. Der heute nicht nur in der Kirche hängt, sondern auch auf Titelbildern wissenschaftlicher Werke über die Evangelien mit Bart und Heiligenschein zu sehen ist.

Ob bei dem im kath. Bibelwerk erschienen Bücher theologische Wissenschaftler das neben Q entstandene Markusevangelium das „ Das älteste Jesusbuch“  vorstellen, das den „Jesus Christus“ als heilender Mensch und Lehrer zum Ausdruck bringt. Ob  beim aus Q und Sondergut entstandenen Lukastext „Die lebendigste Jesuserzählung“ mit vielen spannenden Geschichten dargestellt wird. Ob mit Matthäus „Eine universale Jesusgeschichte“ gezeigt wird, die als Adressaten die Judenchristen hat und das neue Judentum für die Griechen öffnen will. Oder ob mit Johannes „Eine wortgewaltige Jesusdarstellung“ untersucht wird, die sich als theologischer Neuentwurf in hoheitsvoller Sprache und scharfen Worten mit den Jesusgegnern auseinandersetzt, Jesus über sich selbst redet als Wort des schöpferischen Wesens der Väter. Wer Q und das weitere geschichtliche Wissen auswertet, der muss die Hypothese, dass  Johannes im Gegensatz zu den weiteren Evangelien nicht vom geschichtlichen Jesus handeln würde, über den Haufen würde. Nicht, weil die Gestalter des herausgebenden Bibelwerkes für alle Werke unterschiedliche Darstellungen eines „Pantokrators“ auswählten, als der damals auch Zeus galt und von dem oder dessen dann auch jüdischer Umschreibung möglicherweise anfänglich mehr in den Texten stand, als von einem Handwerksburschen mit Namen „Jesus“. In den Evangelien, wie auch in der Mission der Apostelgeschichte kann es nach alles was wir über die Anfänge wissen, nur um die in Vernunft begründete Weisheit der Zeit gegangen sein, die ganz deutlich in Q spricht. Selbst wenn wir alles heutige Wissen hinten anstellen und weiter die jüdische Ausgabe eines Wanderkyniker sprechen lassen. Auch der wäre dann nicht die Autorität gewesen, sondern hätte bekanntlich seine Weisheiten aus der schöpferischen Natur bezogen, der auch die Anhänger des Diogenes auf radikale Weise gerecht werden wollten. 

Seit Parminedes haben griechischen Denker und dann der Neuplatonismus, der auch bei Augustinus spricht, die sinnlich wahrnehmbare Schöpfung/Kreativität und ihre Schönheit und auf rationalen Ideen, dann Formprinzipien zurückgeführt, die heute nur in neuen Begriffen, als Evolution, Ökologie oder in sonstigen physikalischen Prinzipien erklärt werde. Diese schöpferischen Vernunft-Prinzipien (Logos, heute auch Öko-logie) waren Maßstab menschlicher Gesetzgebung und Weisheit und sind im Christentum zum neuen monotheistisch-bildlosen Kult geworden, der sich dem Griechentum öffnete.

Dieses heute offenliegende Denken der Antike macht nebenbei nicht nur ebenso deutlich, wie unsinnig es ist, auf buchstäbliche Weise weiter einen sprechenden jungen Mann oder Jesus-Mythos als maßgebend annehmen zu wollen. Es zeigt auch, warum es im kreativen Sinne, schöpferische Realität war, der Vernunft das bekannte Gesicht zu geben: „Das Intelligibile“ in der Gesamtheit der natürlichen Schöpfung, das dem Volk ohne Intellekt nicht sinnlich wahrnehmbar war, damals in philosophischer Vernunft bedacht, heute wissenschaftlich in natur- oder geistes- bzw. kulturwissenschaftlicher Weise, gerade von Evolutionswissenschaftlern, ebenso wie  von Ökologen erklärt, muss auf volksverständlich, sinnlich wahrnehmbar, kulturbewegende Weise vermittelt werden. Es benötigte kulturbedeutende Vor-Bilder, die aber immer wieder Gefahr laufen, zum Selbstweck zu werden, den notwendigen Fortschritt zu verhindern, der in Q sprechenden der Kultur nun gegebenen gegenwärtigen Vernunft und Weisheit im Wege zu stehen und sie kulturell abzulehnen. 

Von den heute in der Kirche in Bezug auf die Evanglien zu hören Moralpredigten oder ethischen Belehrungen ist Q weit weniger zu lesen, als die Auseinandersetzung gegenwärtiger Weisheit mit gestrigen Glaubensvorstellungen. Vorstellungen, denen nicht nur Fleisch geopfert wird, die taub geworden dann auch verhindern, dass der Kult dazu beitragen kann, wie sich geistbegabte Wesen menschlich-schöpferisch weise verhalten. So, wie es heute als Weltvernunft, humanistische Moral oder ökologische Ganzheitlichkeit gepredigt wird. Noch weniger ging es um die Ermahnung zum Glauben an eine alte menschliche Gottesvorstellung, um wie heute die Aufspaltung zwischen einem rational-naturalistischen Weltbild und den Glaubenslehren zu überwinden. Was im Westen heute zur Realsäkularisierung bei gleichzeitigem Aber„glaube“ führt. Gerade  Q macht deutlich, wie die Weisheit der Zeit gegen taube Gesetzlichkeit, überkommene Bilder gesprochen hat. Die auch verhinderten, dass der dann „christliche“, in Weisheit und Vernunft des schöpferisch wesentlichen Weltganze begründete, nun universale bildlose Kult, den ihrer alten Götterbilder überdrüssig gewordenen Griechen zugänglich gemacht werden konnte.  

Wer die anfängliche Hoffnung in den Worten bzw. gesammelten Sprüchen eines angeblich historischen Wanderpredigers als Heiland begründen will, der aus dem Grab hüpfte oder in Gemeindebildung erschien, scheint allen „christlichen“ (in lebendiger Weisheit begründeten) Glauben verloren zu haben. Doch warum in der Vernunft im aufgeklärt-allegorischen Verstand der Traditionslehren der neue Josua, lat. Jesus gesehen wurde, erscheint logisch und echt messianische Wirklichkeit gewesen zu sein.

Gegenwärtige Weisheit war und ist neuer Rechts- und Religionsgrund

Die Rekonstruktion der Schriftquelle belegt eindeutig, dass die damals gegenwärtige Vernunft/Weisheit nicht nur der völlig neue Rechtsgrund, sondern auch des Kultes, der Religion war und daher auch heute sein müsste. Wer sich beispielsweise in „Exodus“ von Jan Assmann erklären lässt, wie der alte jüdische Bund und das gesamte Gesetzeswerk keine mystischen Vorschriften waren, die einem Mann Namens Moses einfach diktiert wurden, sondern sich mit Ausnahme der Aussagen zu anderen Göttern, dem Bilderverbot und dem Sabbat alle Rechtsvorschriften bereits in Kultgeboten des alten Ägypten finden lassen. Der kann es nicht fassen, wie es heute wissenschaftlich sein soll, dass damals hellenistische Reformjuden einen egal wie gestrickten jungen Mann als absoluten neuen Rechtsgrund und gleichzeitig auch Religionsgrund hingestellt hätten. Doch weniger ist mit Q nicht zu machen. Gerade hier wird der neue Grund des alten Gesetzes in besonderer Weise deutlich. Und damit fällt nicht nur die Hypothese vom historischen Heilsprediger, sondern auch die der Kritik, die nur ein literarisches Gebilde, einen Jesus-Mythos annimmt und alles allein auf alte, aufgewärmte Kultbilder zurückführen will.

Mit Kultfiguren und -begründungen scheint in heutigen Zeiten, wo die führenden Neutestamentler, wie Gerd Theissen ihren Studenten einen Galiläer in der Ausgabe eines Wanderkynikers als historischen Jesus beibringen und dann doch weiter sonntags in hoheitlicher Weise vom Gottessohn reden, alles machbar. Aber ein neuer, im christlichen Wesen begründeter kultureller Rechtsgrund, wie es eindeutig aus Q hervorgeht, benötigte eine reale Grundlage. Die kann mit einem Aufwärmen älterer Mythen so wenig machbar gewesen sein, wie mit einen jungen Mann.

Bei den narrativ als Jesusgeschichte ausgemalten Evangelien scheint es zu reichen, einfach einen antiken Sprücheklopfer, der als besonders schlauer (lt. Wissenschaft jedoch leseunfähiger) Schriftgelehrter alte Weisheiten oder gar die Stoa aufgriff, als historischen Jesus anzunehmen. Man braucht dann nur totzuschweigen, wie die Paulusliteratur einen gänzlich neuen Rechtsgrund zeigt, der die alten Gebote nicht auflöste, sondern in völlig neuer Weise begründet. Oder das absolute „ich aber sage Euch“ von Johannes als ebenso unhistorisch abzutun, wie sonstige anfängliche Texte, die nichts in Bild des guten Jungen passen, der durch Galiläa liegt und alte Weisheiten nur etwas besser auslegte. Doch in Q haben wir eine rekonstruierte Literatur von religiösen Reformern antiker Aufklärung, die im christlichen Wesen einen völlig neuen Rechtsgrund sahen, was auch Grundlage der Verfasser der Evangelien und deren Geschichten war.

Dass es zur Zeitenwende, wie Assmann über die Anfänge der Thora schreibt, einfach Gebote der Weisheit, eines über Generationen überlieferten Erfahrungswissens war, das die Kunst des harmonischen Zusammenlebens lehrt, ist nicht von der Hand zu verweisen. Und doch muss dort, wo jetzt nicht mehr die Traditionslehre die Grundlage war, sondern sich ein Wesen als die jetzt lebendige Thora vorstellte, mehr gewesen sein, als menschliche Meinung. Auch wenn die maßgebende ägyptische Maat, die Wahrheit, Weltordnung als Rechtsgrund in einer sprechenden Göttin verkörpert war, so gab bereits bei den Ägyptern und mehr noch bei den persischen Philosophen und den dort hervorgegangenen bilbischen Propheten, nicht der Mensch, sondern die schöpferische Wirklichkeit das Maß vor. Das Prinzip, als das die Maat galt, war auch keine zufällige menschliche Mehrheitsmeinung. Wie auch das den götterbildfreien Propheten geltende Wort galt die jüdische Weisheit dem, was auch heute mit Weisheit umschrieben wird: Den tiefgreifenden Zusammenhängen zwischen Natur und Leben in menschlicher Kultur. Was dann noch mehr in den universal geltenden Prinzipien zum Ausdruck kam, nach denen die Logoslehre der Zeitenwende das gesamte Werden nicht mehr im Mythos, sondern nun vernünftig als Natur erklärte und daraus Weisheit als schöpferische Weisung bezog.

Wir wissen, wie dort, wo möglicherweise trotz Natur- und Himmelsbeobachtung noch auf mythische Weise von rechtsgrundlegenden Weltprinzipien ausgegangen, die im Stile der Kultur als Maat in menschlicher Göttergestalt sprachen.  Doch mit Sicherheit wäre damals keiner der Denker auf die Idee gekommen, hinter der Maat oder den griechischen Kultur-/Naturvergötterungen, die in Geburt, Leben und Tod mit Vorbilder der neutestamentlichen Jesus-Geschichte waren,  junge Männer zu vermuten, die man in den Himmel hob. Wenn hellenistisch-jüdische Literaten die in den Prinzipien schöpferischer Logik (Logos) begründete Weisheit im Stile der alten Götter sprechen ließen, so entsprach das logischer kultureller Entwicklung. Was wissenschaftlich zu begründen wäre. Ebenso wie die Tatsache, dass die Vernunf-/Logoslehre nicht nur Erfüllung der jüdischen Tradition, sondern auch der von jungfräulicher Geburt bis Auferstehung nachgestellten Göttergestalten war. Doch wie kann man einer Zeit, die die menschlichen Gottheiten ablehnte und die nun die Weltprinzipien in Logik/Vernunft (Logos) erklärte, einen jungen Mann als schöpferisch maßgebenden Rechtsgrund unterstellen wollen?

Die Hypothese, wie sie der Spiegelredakteur Matthias Schulz vor Jahren in einem Ostertitel „Als Jesus noch kein Guru“ war in Berufung auf Lehrautoritäten, gar die Jesusbücher des als Anwalt des Logos der griechischer Lehre als christliches Wesen geltenden, aber im Glauben an einen jungen Mann aufgewachsenen, darauf  wie andere Professoren sein Lebenswerk bauenden Benedikt XVI., zum Ausdruck brachte, hat sich durch Q erledigt.

Wer sich ernsthaft die Schriftquellen, wie auch die dann auch Evangelien selbst betrachtet, der kann nicht weiter einen jungen Mann unterstellen wollen, bei dem nun auch jungfräuliche Geburt, Kreuzestod und Auferstehung wegfallen, weil dies das aufgeklärte Denken fordert und dessen Lebensgeschichte ganz und gar den Göttern nachgestellt wurde. Auch die Reduktion auf einen literarischen Mythos schließt sich aus. Ebenso die apologetische Erhöhung eines jungen Mannes zum Guru oder gar Logos, wie er allen frühchristlichen Denkern und Herausgebern der kirchlichen Texte maßgebend war, um damit der griechischen Lehre zu gefallen. Wenn schon vor den Evangelien ein Wesen zu erkennen ist, das genau dem entspricht, was für Frühjuden die Weisheit und für Griechen die Logos genannte Vernunftlehre war und letztlich in der Literatur teilweise auch so genannt wurde,  dann steht fest: Wo heute Jesus steht, galt die gegenwärtige Vernunft und Weisheit, wie sie heute auf Weltkonferenzen oder als ganzheitlich-ökologische Lebensweise gepredigt wird, als christliches Wesen.

Wo nun weder reine jüdische Traditionslehren, noch heidnische Mirakel, Leberschau oder Kaiser, sondern das christliche Wesen der neue Rechtsgrund war, kann es dann, wenn keine sprechenden großen weißen Vögel einflogen, „nach Adam Riese“ nur um die Vernunft und Weisheit der Zeit gegangen sein. Doch die war nicht nur neuer Rechtsgrund, wie es im Westen heute weitgehend wieder ist, sondern auch Grund des Kultes, Glaubens.

Es sind kulturelle Entwicklungsmuster, die sich auf der ewigen „Reise nach Jerusalem“ scheinbar immer wiederholen. Auch wir befinden und seit neuzeitlicher Aufklärung in einem Paradigmenwechsel, der noch im vollen Gange ist. Denn gleichwohl das Denken bei uns noch weitgehend von traditionellen, kulturell vorgegebenen Werden geprägt ist, wird im Westen wohl kein Politiker vor einer Gesetzesentscheidung in der Bibel blättern. Gleichzeitig berufen sich jedoch Moslems, die in wenigen Jahrzehnten, auch ohne Zuwanderung, allein aufgrund der Geburten, selbst in Deutschland die Mehrheit stellen, auf den Koran. Auch wenn oft mittelalterliche Lehren politisch missbraucht werden, so haben die ehemaligen Christen ohne Gottessohn und Kreuz ein Kulturverständnis, bei dem die Religion keine reine Privatangelegenheit des persönlichen Glaubens ist. Die Ablehnung des Islam, die weit über die Angst vor Anschlägen hinausgeht, liegt vor allem in diesem darin begründet. Es ist ein Rechtsverständnis, das zwar auch in der dogmatischen Lehre der Christen noch gilt, aber selbst von den Oberhäuptern der katholischen Kirche ohne großes Aufheben begraben wurde. So hat sich kaum einer gewundert, als Benedikt XVI. in seiner Rechtsrede vor dem Bundestag nicht in der Bibel blätterte, sondern den Grund des Rechts in der ökologische Lehre zu bedenken gab, dabei auch Parallelen zur jüdischen Weisheit Salomo und die Stoa zog. Womit er in der letzten großen Rede vor seinem Rücktritt die alte Rechtsautorität eigentlich offiziell abgab. Und wenn sein Nachfolger Franziskus in seiner Enzyklika und auf Reisen in alle Welt eine ganzheitlich-ökologische Lebensweise als Voraussetzung für die Zukunft fordert, denkt im Wesen wahrscheinlich auch niemand mehr, dass er dies aus biblischen Texten ableitet oder in Traditionslehren begründet, die im Kult jedoch weiter maßgebend sind.

Ähnlich wie in der Zeitenwende, wo jüdische Weisheitslehrer unterwegs waren, die ebenso wie die griechischen Philosophen nicht nur das in Natur/Schöpfung begründete Recht, die Norm und die Verhaltenslehren gegen überkommene, oft zum Selbstzweck gewordene Gesetzlichkeit und Vorschriften stellten, scheint es auch heute. Weit mehr noch als im Recht, das zumindest im christlichen Westen längst von der zum privaten Aberglaube gewordenen Religion abgetrennt ist, gelten im Kult die alten, biblischen Vorstellungen. Doch wer das in Q rekonstruierte christliche Urevangelium ernst nimmt, weder an das Märchen vom siebengescheiten jungen Mann, noch Mythen glaubt, dem wird klar, um was es den hellenistischen Reform- oder Neujuden ging, als sie die Weisheit auch gegen den überkommenen Kult sprechen ließen. Nicht nur das Recht wurde nun in gegenwärtiger Vernunft begründet, damit die Thora auf vernünftige Beine gestellt. Auch im Kult, der für das jüdische Recht maßgebende Voraussetzung war, wurde bekanntlich nicht mehr den alten Gottesbildern und Vorstellungen geopfert, sondern galt die in natürlicher Schöpfung begründete Weisheit: das „christliche“ Wesen.

Wissenschaftliche Erkenntnisse nachblättern bringt weiter

Wer die Evangelien nicht einfach als antike Märchen abtut, sondern sie wie die theologische Wissenschaft auswertet, dies im Kontext der Zeit und ihrer Weisheit versteht, die ent-sprechend der kulturellen jüdischen, wie griechischen Vorbilder zum Ausdruck (so zur Welt) gebracht werden musste. Dem macht bereits das Vorwort zum Buch über „Die Logienquelle“ klar, dass es dort um die Weisheit der Zeit ging.

Wo ein „missing link“ zwischen dem in Paulus zum Ausdruck gebrachten neuen monotheistischen Paradigma und den Evangelien gesucht wird, das in evolutionärer kultureller Entwicklung bessere Karten besaß, die Lücke zwischen Frühjudentum und Christentums schloss, dort wird deutlich: Da ging alles mit rechten Dingen zu. So wenig wie Engel eingeflogen sind, hat ein junger Mann als neues Gotteswort oder ein Mythos gesprochen. Die Jesusbewegung, das waren nicht die Anhänger eines wild gewordenen Wanderpredigers. Den vielfältigen Erkenntnis- und Erneuerungsbewegungen, die sich heute am Anfang ausmachen lassen, ging es um die Vernunft und Weisheit der Zeit und deren Person (kulturelle Rolle/Aufgabe). Worüber man sich heftig stritt, sich wegen deren Verhältnis zum Väterglaube und der kultugerechten Ausdrucksweise gegenseitig der Häresie beschuldigte. Möglicherweise kommen neben dem allegorisch verstandenen anfänglichen Josua auch die mit Jesus Sirach überschriebene Weisheitsliteratur oder die Josua-Propheten der Zeit, die sicherlich ebenso wie die Verfasser der Evangelien-Texte die überkommenen Lehren anprangerten, als Vorbilder für die spätere Namensgebung in Frage. Hellenistische Literaten bzw. Weisheitslehrer haben nicht nur in Q den Anfang gemacht. Von den Denkern in Alexandrien oder Antiochien, wo die Herkunft der Evangelientexte gesehen wird, ist auch bekannt, wie und warum sie Weisheit zur narrativen Geschichte werden ließen. Und da Geschichte nur funktioniert, wenn die geerbten Vor-bilder inhaltlich erfüllend aufgenommen werden, liegt dies auf der Hand.

Randbemerkungen eines Laien, der über 20 Jahre unvoreingenommen fragt und forscht

Mehr zum als Q geltenden schriftlich nicht erhalten Text, der jedoch als schriftliche Fixierung auf sprachwissenschaftliche Weise aus den Evangelien abgeleitet wird, ist leicht im Netz oder entsprechenden Werken zu finden. So dass sich hier auf Randbemerkungen zu den aktuellen Erkenntnissen über ein Urevangelium beschränkt werden kann:

Der Text der Logienquelle

Schon die Erkenntnis, dass von einander abgeschrieben und dabei aus theologischen Gründen verändert, zugefügt oder angepasst wurde, macht deutlich: Hier kann kein Wert auf die Sprüche eines Wanderradikalen als absolute Autorität, beschriebene Weisheit in Person gelegt worden sein. Die Tatsache, dass es sich bei den Logien (Sprüchen, Weisheiten) um die Weisheit der Zeit, nicht um die Worte eines angeblich besonders bibelschlauen leseunfähigen Junghandwerkes handeln, lässt sich so nicht nur in der Gesamtgeschichte, sondern auch in der Quelle der biblischen Kult-Geschichten belegen. Gerade dann, wenn es dort nicht nur um Lebensweisheiten geht, wie sie auch von den Griechen oder aus jüdischer Weisheit bekannt sind. Insbesondere die Logien, die eine notwendige Reform taub gewordener traditioneller Religiosität und dabei die Bedeutung des nun auf neue Weise sprechenden Wesen ansprechen, sprechen eine ganz deutliche Sprache. Da ging es weder um die mitgeschriebenen/überlieferten Worte eines jungen Rabbi, noch einen erst späteren Jesus Christus Mythos. Und so waren auch beim Leben Jesus der Evangelien Weisheitslehrer als Berichterstatter am Werk, die im Erbe der Vorbilder die Vernunft lebendig werden ließen. Was sich dann im Matthäustext nur noch bestätigt.

Die Sprachforschung liefert auf vielfältige Weise den unschlagbaren Beweis, dass es auch bei den Synoptikern um das hoheitliche Wesen des Paulus, die den Griechen geltende in schöpferischer Logik begründete Vernunft ging, die Johannes als Wesen Jesus vorstellte und die allen anfänglichen Denkern galt. Bekanntlich galt der Logos selbst den arabisch-islamischen Verfassern des sich abspaltenden Koran als Wesen des Sohnes der Kirche. Was im Orient dann nicht als lebendige Weisheit, Gottes- und Menschensohn, sondern prophetisch zur Sprache gebracht wurde.

Wenn beispielsweise von einer gemeinsamen griechischen Sprachbasis ausgegangen wird, sich die Texte nicht auf Aramäisch zurückführen lassen, was die Sprache eines heute für historisch gehalten Groß-Sprechers mit zufälligem Namen Jesus gewesen sein müsste, beweist allein das, dass der dort nicht war. Damit auch nicht Grund des Koran, der von Wissenschaftlern wie Christoph Luxenberg, die sich sprachwissenschaftlich mit der Entstehung des Koran beschäftigen, mit aus der syro-aramäischen Quelle nachgewiesen wird. Hellenistische Juden, deren Texte sich schon allein sprachwissenschaftlich nicht auf einen nur aramäisch sprechenden Junghandwerker zurückführen lassen, haben nicht nur griechisch geschrieben. Sie haben in der griechischen Vernunftlehre einen neuen Monotheismus und davon ausgehende Verhaltenslehren, Lebens- und Kulturweisheiten begründet. So einen nun universalen Monotheismus ermöglicht, der weit über die traditionelle Gesetzlichkeit hinausging, sich auch für Griechen eröffnet. Was dann im Koran in Arabisch nicht als Gottessohn galt, sondern als Mohammed gesprochen hat, war kein junger Jude, dessen Sekte ihn zum Christus machte, den man dann, wie numismatische Funde zeigen, zum Mohammed „ummünzte“. Es war die Weisheit, die sich aus einem nun monistisch (heute Ökologie), damit in Vernunft  begründeten neuen Monotheismus ableitet und verschiedene Wege ging.

Auch wenn es Zufall war, dass bereits 1890 das Q für die Zweiquellentheorie stand. Die Quelle der Evangelien zeigt sich so als die gleiche Vernunft antiker Aufklärung, wie sie den nicht weiteren urchristlichen Erkenntnislehren, den Verfassern der nicht in den Kanon aufgenommenen Texte, den Kirchenvätern, wie den kaiserlichen Erbauern der Kirche oder den griechischen Philosophen und Kalifen oder Vätern des Koran galt. Es ging eindeutig nicht um die Mitschnitte eines jungen Mannes, der beim Zitieren der Thora schlauer war als die anderen Schriftgelehrten, dann ganz zufällig im Stile jüdischer Tradition, wie griechischer Göttersagen ohne menschliche Zeugung zur Welt kam, Wunder wirkte, leiden musste, starb und auferstand. Wie aber die Vernunft jetzt sagte was Recht ist, Tote erweckte, von Blindheit befreite, das Erlahmte zum Fortschritt brachte, leiden musste und im Sinne der Vorbilder allegorisch-aufgeklärt verstanden wurde (auferstand) ist geschichtliche bekannt.

Wo bereits am Anfang die vom Auferstandene ausgehende Aussendungsrede angenommen wird, kann man nicht allen Ernstes die Sprüche eines später angeblich nur zum Logos oder lebendiger Weisheit hochgestabelten oder hellenistierten Wanderpredigers annehmen wollen, den dann Kaiser oder Kirche vor den Karren ihrer Weltmission spannten. Mit jedem Satz, der deutlich macht, wie aus theologischen Gründen verändert, weggelassen oder zugefügt wurde, wird klarer, dass es nicht um die zurechtgebogenen Ansichten eines heute für historisch gehaltenen Dorfdeppes aus Nazareth ging.  Hätte Matthäus die Lebensgeschichte eines jungen Weisheitslehrer aus Galiläa beschrieben, wäre auch kein Grund für die Verjüngung des Alten und all die sonstigen Bedeutungsaussagen gewesen.

Wo von bewusstem Redigieren im Rahmen einer mit der Israelthematik verbunden Frage nach Rein und Unrein ausgegangen wird, da sind keinem jüdischen Handwerksburschen, der mit seinen Fischerfreunden durch Galiäa zog, die Wort im Mund umgedreht worden. Wenn die Verfasser der Lukastexte andere Aspekte in den Vordergrund stellten, als beispielsweise die für Mätthäus verantwortlichen Denker. Dann haben Hellenisten, die sich möglicherweise nicht kannten, unterschiedliche Aspekte der Vernunft-/ Weisheitslehre im Rahmen der verschiedenen Traditionen in den Vordergrund gestellt. Und so mehr oder weniger für Juden oder Griechen die Bedeutung des in Vernunft begründeten neuen Monotheismus (im späteren Namen Josua, Jesus) beschrieben.

Die Bedeutung der rekonstruierten Logien belegt die Vernunft

Wo schon in jeder Konkordanz das Alte Testament als Lieferant aufgeführt wird und die Kritiker deutlich machen, dass die Lebensgeschichte von Mithras & Co. nachgestellt, als eine Frohe Botschaft entsprechend der Kaiserevangelien zur Welt gebracht wurde. Da wäre es die Aufgabe der theologischen Wissenschaft, durch die Rekonstruktion der Bedeutung von Q deutlich zu machen, warum das Alte erfüllt  und daher die Ausdrucksweise/Inkarnation des Logos im Rahmen der geerbten Vorbilder vernünftig war. Wo jedoch nur von einem wundersamen Wanderprediger als „historischer Authentizität“ geschwärmt wird, ist das gegen alle Vernunft und Logik, die hellenistischen Verfassern und Frühjuden galt. Nicht nur die neue Rechtsbegründung und die Verhaltenslehren der Logien, die auch aus der griechischen Philosophie oder jüdischer Weisheit der Zeit bekannt sind, sondern insbesondere ihre Auseinandersetzung mit den Traditionslehren sind eindeutige Zeugen: Den Verfassern ging es nicht um die palästinischen Anhänger eines Heilspredigers. Wer die Auseinandersetzung mit der neuen hellenistischen Welt nicht nur bei den Makkabäern, die Suche nach neuem Bund in Qumran und vielfältigen Reformbewegungen, auch im Frühjudentum Alexandriens oder Antiochiens lehrt. Wie kann der dann davon ausgehen, dass ein junger Sprücheklopfer oder seine Sekte der neue Bund, lebendiges Wort und Weisheit in Person war. Wenn eine „Jesus“bewegung war, dann waren es die Weisheitslehren der Zeit, die in ihrer Vertreibung gestriger Geister und menschlicher Gottesbilder als neuer Josua galt.

Selbstverständlich waren es Juden, die nach einer Reform suchten und noch nicht als „Christen“ galten. Doch „Jesusgläubige Juden“, als die die Q-Gruppe angenommen wird, haben mit absoluter Sicherheit nicht an einen jungen Weisheitslehrer Namens Jesus geglaubt. Dass sich so etwas für Juden dieser Zeit völlig ausschließt, müssten die Wissenschaftler doch wissen. Wenn sich herausstellt, dass der Name Jesus für Josua stand und trotzdem am Anfang, auch in Q oder gar den narrativen Geschichten nicht vorkam.  Dann ist das nur noch das Tüpfelchen auf dem I, dass ein junger Mann mit Namen Jesus, von dem ständig die Rede ist, nicht der in Q erwartete Messias und Grund der neuen Rechtsprechung oder Riten war. Selbst wer von seinen sich aufs traditionelle, vorgesetzte  Wort (hebr. Vernunft) berufenden Angehörigen für verrückt gehalten wurde, war die Vernunft der Zeit. Nur sie hat sich mit den verfallenen jüdischen Lehren auseinandergesetzt, einen neuen Monotheismus und davon ausgehende Lehren hervorgerufen, die bereits die Propheten in schöpferische Verant-wort-ung nahm, aber jetzt von der Tradition abgelehnt (für verrückt gehalten) wurde.

Kein Weisheitslehrer dieser Zeit, der aus theologischen Gründen wegließ, was nicht in sein Konzept passte oder  Ergänzungen dem Quellenmaterial zufügte, hätte etwas für schöpferisch maßgebend bzw. göttlich gehalten, weil es aus dem Mund eines besonders schlauen Kollegen kam, der nach wissenschaftlicher Auswertung nicht lesen und schreiben konnte. Wenn die Weisheit in einer Geschichte entsprechend jüdischer und griechischer Erblast, auch entsprechend dem Kaiserevangelium ausgedrückt wurde, die im Heidenland Galiläa handelt, dann hatte das seinen Grund. Doch um einen arbeitsscheuen Guru, der sich dem Nachwuchs, der Kinder nur per Segnung widmete, ist es hellenistischen Reform- oder Frühjuden sicherlich nicht gegangen.

Wenn im Text der Logienquelle Fachtermini hellenistischer Bildung und Bürokratie nachweisbar sind. Was hat das dann mit einem arbeitsscheuen Handwerksburschen zu tun, der nicht lesen und schreiben konnte, aber munter die Texte des Alten Testament nicht nur zitierte, sondern deren wahre Bedeutung kannte? Es gibt nichts Absurderes, als hellenistischen Reformjuden unterstellen zu wollen, dessen schlauen Sprüche gesammelt und zum neuen monotheistischen Maß aller Dinge gemacht zu haben.

Wachstumsringe entsprechen natürlicher Entwicklung von Weisheit

So wenig wie anderen inzwischen gefundenen Spruchquellen, beispielsweise dem Thomas-Evangelium, kann es auch im rekonstruierten Q um die Sammlung mündlicher Aussagen eines religionsrebellischen Sektenführers als eine Art neuer Gott als Maß der Dinge gegangen sein. Wer heute Wachstumsringe in Q nachzeichnet und weiß, wie auch die dort übersteigerten Gebote der Thora nicht einem alten Mann mit Namen Moses auf einem Berg plötzlich vom Himmel in die Hände fielen, sondern sich zusammen mit dem Monotheismus aus ägyptischen Rechtsvorschriften und auch persischer  Philosophie/Theologie weiterentwickelten. Wie kann der dann denkenden Erneuerern des Alten unterstellen wollen, nur die Worte eines Wanderpredigers weiterentwickelt zu haben?

Wenn Wachstumsringe gezählt werden, die zum Neuen Testament führten, dann ging es so wenig wie im Alten Testament um die Meinung eines alten Mann mit Namen Moses, um einen einzelnen, besonders schlauen Schriftlehrten der nicht lesen und schreiben konnte. Wie sich auch im prophetischen Exils-Monotheismus, der im Namen Moses auf ewiger Wanderschaft/Wandel aus Ägypten kam, dabei auch Zarathustra weiterdachte, ein nun nicht mehr in menschlichen Königen/Pharaonen begründetes Recht ergab. So muss auf wissenschaftliche Weise auch dem neuen Recht ein gewandelter Monotheismus unterstellt werden, wie wir ihn historisch auch beobachten können.

Dass es im Neuen Testament nicht um die zufällige Ansichten eines jungen Gurus aus Galiläa ging, wird allein deutlich, wenn die Liebes- und sonstigen Gebote Jesus in jüdischen oder griechischen Weisheitslehren der Zeit nachgeblättert werden, die alle aus der gleichen Q schöpften. Die Weisheit der Zeitenwende schöpfte in der jetzt als Natur in Logik/Vernunft erklärten Schöpfung als Sinn-Grund menschlicher Kultur. Und wer jetzt von der lebendigen Weisheit sprach, die das alte Gesetz nicht auflöste, sondern den gesamten bildlosen Kult auf neue Beine stellte, der hatte mit Sicherheit nicht das Bild eines jungen Guru vor Augen, dessen schlaue Sprüche er sammelte und zur Geschichte werden ließ. Wer schreibt, wie Stoffe gesammelt, zusammengefasst wurden, inhaltliche Verschiebungen waren, gar von Schlussredaktion spricht, der macht mehr als deutlich: Hier hat weder ein junger Mann, noch ein Jesus Christus-Mythos gesprochen, sondern die im schöpferischen Ganzen begründete Weisheit der Zeit, die jetzt als lebendiger Menschensohn wandelte.

Wo die alten Schulgrenzen der rein buchstäblichen Bibelese verlassen wurden und die Abfolge, der Aufbau und die Gliederung der Quellentexte, wie das dann in die Evangelien eingeflossene Sondergut untersucht wird, müsste klar sein: Es ist diesen früh- oder neujüdischen Denkern nicht um die Geschichte eines Gurus gegangen.  Wenn bekanntlich auch  jüdische, wie griechische Sagen mit einflossen. Wenn nicht nur wie von den Theologen selbst deutlich gemacht, alttestamentliche Gestalten nachgestellt, sondern wie die Kritik zeigt, Geburt, Leben und Leiden der sprechenden Weisheit im Stile des kulturellen Erbes, wie Osiris, Mithras & Co. ausgemalt wurden. Dann lässt sich das im kreativen Sinne kultureller Entwicklung als vernünftig erkennen. Doch auf dem neuen Berg hat kein junger Mann gesprochen, der jetzt alles besser wusste und der beim Bad im Jordan von einem anderen Wanderkyniker zum neuen Gott erklärt wurde.

Wer dann auch für das marcionistische Denken, das die alten Gottesvorstellungen völlig ablehnte, während die Kirche allegorisch daran anknüpfte und noch in Ablehnung des im Kult der Kirche gelesenen Alten Testamentes vor dieser einen neuen Schriftlesekanon mit Paulusliteratur und einem Lukas ähnlichen Evangelium herausgab, nun allein geltend war, das war kein Wanderprediger. So wäre es ja auch interessant von einem der Wissenschaftler zu erfahren, ob die das Alte Testament ablehnenden Logosjünger, die wegen ihrer völligen Verneinung des Alten von den Vordenkern der Kirche falscher Erkenntnis (Gnosis) beschuldigt wurden und als erste eine Art Lukastext im Kult lasen, dabei auch die Sprüche eines besonders Thoraschlauen, leseunfähigen Junghandwerkes aufgegriffen und weiterverarbeitet haben. Denn dies bei Lukas heute vorausgesetzt wird.

Auch wenn in Galiläa oder auch in Syrien, wo die Verfasser von Q schrieben, keine Wanderkyniker im klassischen Sinne unterwegs waren. Der neue Geist, die Weisheit, die sich nun in natürlicher Schöpfung begründete, so Natur im Extrem leben wollte, wie es von Diogenes kennen und bei den 68er Aussteigern, die dem Gesetz und den Ansichten der Tradition den blanken Arsch hinstreckten,  kennen. Der scheint auch an der Quelle geweht zu haben. Johannes der Täufer als Kind der Weisheit, gibt davon möglicherweise ein gutes Bild ab. Doch wer dabei nur an einen rebellischen Naturburschen denken, der zufällig einen gutherzig-charismatischen jungen Mann im Jordan zum erhofften Messias ausrief, der hätte sich alle wissenschaftliche Arbeit sparen können.

Die Rekonstruktion der Logienquelle vereist auf den Logos der Zeit

Dass die schöpferische Wirklichkeit der Zeit gesprochen hat, die Q nicht nur der griechischen Denker war, sondern auch der jüdischen Reformer, wird allein schon an den von der Wissenschaft für die Text-Rekonstruktionen gewählten Überschriften deutlich (nur eine Auswahl).

Das Incipt

Lt. Wiki: Als Incipit bezeichnet man die ersten Worte eines literarischen oder fachwissenschaftlichen Textes oder den Anfang eines Notentextes. Wenn dann Wissenschaftler ein fachliterarisch-fachwissenschaftlichen Werk als Worte die Worte eines Wanderpredigers lesen wollen, der nicht lesen und schreiben konnte, scheinen wundersame Naturbrechungen wieder zur wissenschaftlichen Tagesordnung zu gehören.  Mit Sicherheit verweist der Prolog auf genau die kreative Wirklichkeit, die im Johannestext als Logos vorgestellt und heute nur etwas wissenschaftlicher auch als Ökologie beschrieben wird.

Doch Gott sei es gedankt: „Wort“ „Jesus“ ist kursiv geschrieben, was auf Unisicherheiten verweist. Und so bleibt die Frage, ob der Name sich dort bereits sprachwissenschaftlich rekonstruieren lässt oder erst später kam?

Johannes/Taufe/Versuchung Jesus

Der dem christlichen Wesen vorausgegangene Johannes, von dem auch die gesamten Evangeliengeschichten berichten, dabei auch seine philosophisch-theologische Herkunft bebildern, ist mit Sicherheit keine freie Erfindung. So wenig wie die  geschilderte Abstammung eines ohne menschliche Zeugung geborenen christlichen Wesens, das gleichzeitig Nachfahre der jüdischen Könige war, die für die alte in Schöpfung gezeugte Weisheit der Literatur und Lyrik standen oder der vom Wort (hebr. Vernunft) allen kreativen Werdens ausgehenden Propheten.

Doch wer es als einzig wissenschaftlich sieht, bei der Johannesgeschichte einen Wanderkyniker anzunehmen, der einen anderen Wanderprediger beim Bad im Jordan taufte. Der müsste dann in wissenschaftlicher Konsequenz auch die geschilderte Öffnung des Himmels als eine Art Unwetter deuten. Oder auch beim Teufel, der Jesus versuchte, einen traditionshörigen Theologen wie die Pharisäer sehen, dem ein Schwanz und Hörner nur angedichtet wurden. (Was dann allerdings der historischen Wahrheit in Bezug auf die falschen/verfallenen Gottesboten, die dann als Teufel galten, schon recht nahe kommt.)

Dass hellenistische Weisheitslehrer in der antiken Philosophie, die sie sich bekanntlich vom Kynismus zur Stoa entwickelte, mehr sahen, als die alten Prophetie, Johannes mehr war, als ein Prophet, liegt auf der Hand. Doch nicht auf Johannes, sondern das lebendige Wort galt es für „die Kinder der Weisheit“ zu hören, die so die diese Rechtfertigen. Der Menschensohn, von dem die jüdischen Denker in Q schreiben, der als Weinsäufer und Fresser auch ein Freund der Grenzwächter bzw. Zöllner und Sünder war, kann nur die Weisheit in Person (menschlicher Kultrolle/Aufgabe) gewesen sein. Wer als hellenistisch gebildeter Jude in antiker Aufklärung von  „Radikaler Nachfolge“ schreibt, hatte mit 100%iger Sicherheit keinen heilspredigenden Landstreicher im Sinn.

Nazareth

Zum Geburtsort Nazara, den alle Synoptiker nennen, ist der wissenschaftlichen Auswertung, die die Nazarener auch auf Reformbewegungen der Zeit zurückführt, kaum was hinzufügen. Auch wenn die Frage offen bleibt. Um einen Vorort der hellenistischen Metropole Sephoris, in der der Junghandwerker zusammen mit seinem Vater als Dektor (Zimmermann, Architeckt, der auf kreative Weise nach neuen Lösungen suchend, die der Arche, dem Urprinzip entsprechen) gearbeitet haben soll, ohne dass diese kultbeladene Stadt mit herausragenden antiken Tempeln und einem regen Leben auch nur mit einer Silbe (auch nicht ablehnend) in den Texten genannt wird, hat der von hellenistisch-jüdischen Literaten bereits in Q geschilderte Heimatort mit Sicherheit nichts zu tun.

Seligpreisungen, Recht und Liebe…

Was mit „Verzicht auf das eigene Recht“ überschrieben wird, kann nur in einem Recht begründet werden, wie es sich aus natürlicher, heute ökologischer Dynamik ergibt. Wo selbst Benedikt XVI. bei seiner Bundestagsrede den Grund des christlichen Rechtes in Bezug auf jüdische Weisheit, wie Stoa zu bedenken gab. Auch Feindesliebe, goldene Regel, Unparteiigkeit der Liebe oder Barmherzigkeit sind nicht einfach der jüdischen Weisheit oder Stoa nachgeplapperte Worte eines Wanderpredigers. Die Q war das, woraus auch die alten Juden und die Griechen schöpften.

Und ob es sich bei den Armen, Hungernden und Trauernden, die gesättigt und getröstet werden, um antike Almosenempfänger handelte. Oder hier, wie im Rest von Q keine Moralpredigt, sondern eine Monotheismus-Reform das Thema ist, sei noch dahingestellt. Denn auch der „blinde Blindenführer“ war mit Sicherheit keine Anleitung für Sehbehinderte im üblichen Sinne. So wenig das Verhältnis Schüler zu Lehrer einen antiken Schulunterricht im Sinne hat oder der Baum, der an den Früchten erkannt wird, die von verwilderten Dornensträuchern nicht mehr zu erwarten sind, Biologieunterricht war.

Nicht nur Herr, Herr sagen, sondern auf das Wort hören

Wie das Wesen, das von sich sagte, dass nun nur auf sein Wort zu hören sei, für Reformjuden hellenistischer Bildung unmöglich ein Wanderprediger oder ein literarischer Jesus-Mythos gewesen sei, kann nicht oft genug gesagt werden. Auf den Felsen gegenwärtiger schöpferischer Wirklichkeit, die auch am Anfang maßgebend war, statt auf Sand, galt es nun in vernünftiger Weise zu bauen. Wie wissenschaftlich ist es, den Q Verfassern gar zu unterstellt, dass jetzt auch noch ein römischer Zenturio die Worte eines leseunfähigen Handwerksgesellen für das Maß aller Dinge hielt, ihn mit „Herr“ angesprochen hat, für den das römische Dach zu unwürdig ist?

Alles ist dem Sohn übergeben

Wenn bereits für die Verfasser an der Quelle alles dem Sohn übergeben war. Dann mag es zwar interessant sein, zu fragen, wer damals Reisesack oder gar Sandalen ablehnte, einen „Weheruf gegen die galiläischen Städte“  aussprach und wie sich eine „Weisheit den Einfältigen offenbarte“, die von der traditionellen Lehre abwich. Doch um einen arbeitsscheuen Sprücheklopfer, in dem jüdisch-hellenistische Weisheitslehrer jetzt den wahren Gott oder einfach nur einen jungen Mann als Gottessohn sahen (wie heute auch erklärt wird), ist es dabei mit Sicherheit nicht gegangen.

Wer Dämonen und gleichzeitig den unreinen Geist, wie er sich im Laufe der Zeit ohne ständige Erneuerung einstellt, austrieb, um in das ursprüngliche Haus (den Naturzustand/Paradies)zurückzukehren, war kein zaubernder antiker Exorzist. Es war die in Schöpfung begründete Vernunft und Weisheit der Zeit, die dem traditionshörigen Kult den Teufel austrieb, die neue Generation zum eigentlichen Wort im „Zeichen des Jonas“ zurück brachte, mehr als dieser oder Salomo war.

Die damaligen Verfasser von Q würden im Quadrat springen, wenn sie sehen würden, wie ihnen heute im Namen der Wissenschaft unterstellt wird, die Sprüche eines jungen Mannes als Maß aller Dinge aufnotiert zu haben. Man muss die Texte wirklich selbst lesen und sich antike jüdische Denker und Reformer vor Augen führen, um das Licht zu verstehen das damals echt aufging, einen „Weheruf gegen die Pharisäer und Gesetzes- bzw. Schriftgelehrten“ sprach.

Im Urteil gegenwärtiger Weisheit über den Kult wird das Verborgene offenbar

Hätte ein junger Jude solche Töne, beispielsweise über das Blut der Propheten gespuckt, das seit Abel bis Zacharias floss, der zwischen den Altären im Tempel umkam. Dann müsste man ihn nachträglich für verrückt erklären und einsperren.  Allein bei der Aufforderung , seine Familie zu hassen, oder das Kreuz auf sich zu nehmen und ihm zu folgen, damit der Befehl zum Selbstmord, bei dem fast täglich verblende Islamisten unschuldige Menschen mit in den Tod reißen, bliebe keine andere Wahl. Doch Prof. Tiwald sei gedankt, dass er auch schreibt, dass in Q die Weisheit sagte… das Verborgene offenbarte, in Gleichnissen ihren Mehrwert verdeutlichte, von Bekennen oder Verleugnen sprach, in Synagogen, aus denen man sie bekanntlich später verbannte, verhört wurde oder auch in der Warnung vor dem Entzweien, der notwendigen Unterscheidung zwischen Gestern und Gegenwart, auch ihre zwei Seiten verdeutlichte.

Auch im Gericht über Jerusalem, das seine Propheten töte, spricht die Weisheit, die im Namen schöpferischer Herrlichkeit gegenwärtig ist gegen taube Gesetzlichkeit, bei der beispielsweise der Sabbat zum Selbstzweck geworden ist. Hier ist auch das fade Salz, die Familie, die sich dem Fortschritt verweigert. Selbst moderne Weisheitslehrer, denen Unternehmen viel Geld für Vorträge bezahlen, ebenso wie die Evolutionsbiologen und Ökologen schauen heute der Schöpfung aufs Maul. Doch hier waren nicht nur in Schöpfung begründete Weisheitslehren, wie sie aufgrund heutiger kultureller Vorstellungen ein Schattendasein führen. Hier war eine Kritik an den kulturellen Vorstellungen, die sich dem Fortschritt und der gegenwärtigen Weisheit verweigerte, das Wissen der Zeit ausschloss und das Zeichen des Jonas, das für diese Generation als gegenwärtiges Licht mehr war als die Weisheit Salomo  pharisäerhaft in Berufung auf buchstäbliche Gesetzeslehre ablehnte.