Weisheit = Christus = Weltbestimmung

-  es gibt kein Zurück -

Ein (fiktives) Interview, das mit Franziskus und Benedikt XVI. im Vatikan geführt wurde. Tags zuvor hatte Benedikt XVI., wie in der Zukunfts-Geschichte dargestellt, nach Heidelberg gekommenen Weisen aller Welt auch im Namen von Papst Franziskus offiziell erklärt: „Es ist ab sofort offizielle Ansicht der katholischen Kirche: Die in natürlicher Schöpfung begründete Weisheit, die im neuen, weltgültigen Bund des hellenistischen Judentum als Wort, damit „Christus“ galt und so als Heil „Jesus“ lebendig war, ist als das historische christliche Wesen Jesus Christus zu verstehen“. Die als Sohn und Wort in Schrift vermittelte Weisheit als „Christus“, die im Westen in ihrer kulturgerecht-menschlichen Ausdrucksweise das historische Heil „Jesus“ war, habe sich in kultureller Evolution entwickelte. Die heute in Wissen und Erkenntnis der Zusammenhänge rational in Ökologie, wie kultureller Evolution begründete Weisheit sei so als das Bibel, wie allen Glaubensbüchern und Weltreligionen zugrunde liegende Gotteswort zu verstehen. Wofür die Kulturen in verschiedener Weise begeistern müssten.

Allein das fiktive Interview soll Anstoß zur Aufklärung geben. Es macht erneut deutlich, wie es nicht nur gegen alles historische, wie biblische Wissen spricht, sondern unverantwortlich gegenüber der Menschheit, wie dem Grund allen Seins und aller Weisheit ist, einen bedeutungslos gewordenen Heilsprediger blindwütig weiter wie einen wissenschaftlichen Fakt vorauszusetzen. So die Weisheit „Christus“ als das historische Heil „Jesus“ zu verleugnen und zu verhindern. 

 

Heilige Väter, stellte Ihre Heilberger Erklärung, dass es sich bei der Weisheit, wie sie heute von vielen aufgeklärten Menschen meist vergeblich geforderten wird, um das historische Wesen Jesus Christus und damit das lebendige Gotteswort geht, nicht alle bisherige kirchliche Lehren, Moral - oder Gottesvorstellungen, wie die Existenz der Kirche in Frage.

Eine katholische Kirche, die ökologische Vernunft als Voraussetzung für die gemeinsame Zukunft beschreibt und gleichzeitig Gerechtigkeit zwischen Arm und Reich in der Welt  verlangt, kann sich dabei nicht weiter auf einen Wanderprediger berufen, der als Christus nicht mehr ernst genommen wird. Zumal der durch die wissenschaftliche Arbeit an einer evangelischen Hochschule als kulturnotwendiges Bild für die der Antike geltenden Weisheit deutlich wurde. Es war an der Zeit, sich zu einer Weltvernunft zu bekennen, die ihren und damit unseren gemeinsamen Sinn offenlegt, um dafür die Menschen zu begeistern.

Wenn so der wissenschaftlich für Tod erklärte Gott, der als Glaubensgrund bedeutungslos gewordene Galiläer, wie die Bibel als Gotteswort im aufgeklärten Verstand nicht verneint, sondern in aufgeklärtem Verstand auf neue Beine gestellt wurde. Dann stellt deren aufgeklärter Verstand nicht die Glaubensgrundlagen in Frage. Vielmehr wurde in Heidelberg, wo auch  die Notwendigkeit des gemeinsamen Kultes, sowie die religiösen Praktiken von Natur- und Kulturwissenschaftlern in Vernunft bedacht wurden, die Aufgabe der Kirche mehr als deutlich.

Auch wenn die Weisheit heute fortgeschritten ist, weltweit Schulkinder auf die Strasse gehen, um von der Welt der Erwachsenen eine zukunftsgerechte Verhaltensweise zu fordern. Der menschlichen Gier und egoistische Kurzsicht, die weder in der Antike mit philosophischen Lehren zu bekämpfen war, noch sich mit heutigem Wissen um die weltkatastrophalen Folgen beseitigen lässt, muss eine ganzheitliche kulturelle Begeisterung für die von einem gemeinsamen Sinn ausgehende Weisheit entgegengestellt werden. Und von der Weisheit, die im Kopf der Menschen bestimmend werden muss, handelte nicht nur Johannes, der im griechischen Sinne von Logos sprach, was auch als Weltvernunft übersetzt wird.

Und wenn durch einen christlichen Vernunftglauben dem mehr als gefahrvollen, täglich mörderisch missbrauchten fatalen Fundamentalismus oder der Vergeisterung entgegengewirkt werden kann, dann macht auch das uns mehr als glücklich. Als Jünger der Weisheit, für die nicht nur die Heilige Sophia, sondern eine umfassende katholische Kirche gebaut wurde, sehen wir in einer allen Weltreligionen zugrunde liegenden, in Wissen begründeten Weisheit das heute gegeben Heil „Jesus“.

Mit Blick auf die Herausforderungen unserer Zeit erschien mir als Oberhaupt der katholischen Kirche, wie auch meinen Glaubensbrüdern, ein einheitliches aufgeklärtes Verständnis mehr als notwendig. Es kann nicht mehr sein, dass wir uns weiter in babylonischer christlicher Theologie auf einen bedeutungslos gewordenen Wanderprediger als lebendiges Wort berufen und dann logischerweise weit vergeblich ökologische Weisheit oder Weltvernunft predigen.

Papst Franziskus, was hat Sie dann zu diesem Schritt bewogen, die heutige Weisheit gegen die den bisher gepredigten Weisheitslehrer und die davon handelnden biblischen Texte auszutauschen?

Dank historischem Wissen um die Antike, die Anfänge der Kirche, wie die heutige Exegese wurde immer deutlicher, dass auch die Bibel mit keinem Wort vom inzwischen bedeutungslosen Handwerksburschen, sondern einer historischen Heilsgröße handelt. Wie es hier um das im hellenistischen Judentum lebendige Heil „Jesus“ ging, das in Auseinandersetzung mit dem traditionellen Pharisäertum und der Schriftlehre stand, auf dem Weg nach Jerusalem missverstanden wurde. Als angestoßen durch Heidelberger Wissenschaftler klar wurde, wie der Logos, damit die in Vernunftlehre begründete Weisheit als einzig auf die Gottheiten der Väter verweisender Sohn und lebendiges Wort im Sinne der Propheten, damit „Christus“ verstanden und in menschlicher Weise zur Welt gebracht wurde. Da hat uns das anfangs zwar sehr irritiert, da wir bisher ein menschliches Wesen voraussetzten. Aber Dank heute gegebener Aufklärung sind weder Christus, noch Jesus abgeschrieben, sondern höchst lebendig.

Benedikt XVI. hat uns dann vermittelt, dass er schon immer die „schöpferische Vernunft“, damit die die philosophisch in Wissen, Erfahrung, wie dem Blick auf das sinnvolle Weltganze begründete Weisheit für das historische christliche Wesen gehalten habe. Und wie er auch den mangelnden Verstand unserer Zeit, die sich nur auf biblische Buchstaben, statt auf den lebendigen Christus berief, beklagt habe. So war für uns die Zeit gekommen, die Weisheit, in der wir inzwischen ja unsere Predigten begründeten, auch als das historische Wesen Jesus Christus und damit lebendige Wort, so eine in natürlicher Schöpfung begründete Bestimmung zu bekennen.

Heiliger Vater Franziskus, schlagen Sie jetzt die Bibel zu?

Die Bibel als kulturelles Dokument, ohne das ja auch der gegenwärtige Verstand nicht gegeben und nicht zu begründet wäre, hat so wenig ausgedient, wie der Koran oder die Thora der Juden. Und auch wenn dem Intellekt jetzt auf rationale Weise verständlich ist, dass die gegenwärtige Weisheit als bisher in der Bibel verbrieftes  Gotteswort gilt. Dann gebietet es die Weisheit, die notwendige Vielfalt in unserer allumfassenden Kirche, dass neben der vernünftigen Rede als Theologie auch ein Theopoetik gilt oder weiter die Bibel als bestimmend gelesen wird. Denn schließlich liegt ihr ja auch die Weisheit zugrunde, nach der wir alle rufen.

Doch wer die Übel der gesamten Welt, ob Armut und Ungerechtigkeit oder die ökologische Unvernunft und Vernichtung der Zukunft von Generationen bekämpfen will. Der kann sich dabei heute nicht mehr auf Poetik oder einen antiken Wanderprediger als eigenen Religionsgründer sowie die eigene Schriften berufen. Der muss sich auf die in Vernunft begründete weltgültige Weisheit beziehen, die allen Religionen der Welt, wie ihren Schriften zugrunde liegt.

Es war höchste Zeit sich zur Weisheit als dem historischen Wesen unserer Kirche, wie dem in der Bibel zu lesenden und heute in Gegenwart, im Volk verständlichen Gotteswort zu bekennen. Die wissenschaftliche Arbeit, bei der in Heidelberg die Frage nach der Weisheit als dem historischen „Christus“ und damit dem Heil „Jesus“ aufgeworfen wurde und für die Erklärung die Voraussetzungen schuf, war mehr als fällig. Und da Benedikt XVI. als Kenner der Kirchengeschichte hierzu viel Vorarbeit leistete, habe ich ihn gebeten in Heidelberg auch in meinem Namen zu sprechen.

Wenn die Kirche in der Welt der Zukunft ernst genommen werden soll, mussten wir uns zur Weisheit bekennen. Nur im einheitlich-aufgeklärten Verständnis können wir als Kirche künftig dazu beitragen, die Menschen für die Weisheit zu begeistern, damit in Ökologie, wie kultureller Evolution begründete Vernunft zur Lebenswirklichkeit,  Armut, Krieg oder Korruption und Umweltzerstörung entgegengestellt wird.

Heiliger Vater Benedikt XVI., was hat die von Ihnen als lebendiges Wort verkündete Weisheit mit der Bibel zu tun, die bisher als Grundlage galt?

Die bereits in David und Salomo lyrisch und literarisch zum Ausdruck gebrachte Weisheit war und bleibt das Thema der Bibel. Die heute so mehr denn je zu verstehen zu. Auch das jüdische Gesetz, die  Thora entsprang der den Propheten maßgebenden Weisheit der Zeit. Die jüdischen Gesetze, die den gesamten Alltag regelten, auch auf Nachhaltigkeit angelegt waren, sind nicht alten Glaubensmythen oder dem Mund von menschlichen Herrschern, Gottkönigen oder willkürlichen menschlichen Mehrheiten entsprungen. Sie waren im früher Ökologie, im Wissen der Zeit, wie auch dessen in JHWH umschriebenem Sinn begründet.

Sicher war es einfacher, von einem Wanderprediger auszugehen, der auf seinen Vater wie einen Handwerker im Himmel offenbarte. Aber Religionen befinden sich im ewigen Wandel. Und nachdem durch die Aufklärung der Grund der Reglion in Frage gestellt wurde, war jetzt ein aufgeklärtes Verständnis mehr als notwendig. Doch wer gewohnt ist Kreuzworträtsel zu  lösen, der sollte auch über die Weisheit nachdenken können, die allen Weltreligionen zugrunde liegt. Und die an der Achse der Zeit im Schriftwort das Kreuz der kulturellen Vorbilder des Westens tragen musste.

Die Weisheit, die die erstarrte Gesetzlichkeit ablöste, wurde im hellenistischen Judentum in Synthese mit griechischer Natur-/Vernunftlehre (Logos) zur Christologie, liegt der Theologie des Neuen Testamentes zugrunde. Hinter die sich in Heidelberg durch historische, wie bibelwissenschaftliche Erkenntnis begründete Tatsache, dass die in Ökologie, wie Evolution begründete Weisheit das christliche Wesen und lebendige schöpferische Wort ist, gibt es daher kein Zurück. Eine Erkenntnis für die die Zeit reif war und die nun auch im Namen der Kirche ausdrückt wurde, lässt sich nicht wieder in die Flasche zurückholen.

Warum auch, wenn doch genau die Erfüllung eingetreten ist, die  bisher erhofft wurde? Wenn sich nun die einst nur den Philosophen oder Propheten geltenden Weisheit, die als Wort und Sohn in die Wiege unserer Kultur gelegt wurde, entwickelt hat und nun im Volk verständlich ist, dann dürfen wir Gott danken.

Wenn nun erkannt wird, wie die Weisheit, die auf ihrer Wikipedia genannten heute weltweiten Plattform als ein in Wissen, Rationalität, Erfahrung, aber auch Intuition und Instinkt, wie den Glaubensvorstellungen der Kultur begründetes tiefgreifendes Verständnis von Zusammenhängen in Natur, Leben und Gesellschaft beschrieben wird. Wie die Weisheit keine Gesetzlichkeit, gar des blinden Glaubens ist, sondern von geistiger Freiheit, Beweglichkeit und Unabhängigkeit zeugt und allein in schöpferischer Wirklichkeit gezeugt ist. Und wie es dabei um Christus ging, damit das Heil „Jesus“ aus dem Stamme Davids. Dann macht das, wie in Heidelberg gezeigt, doch die Bedeutung der christlichen Kirche, die die Weisheit feiert und zum Leben bring, nur in neuer Weise bewusst.

Professor Ratzinger, wo machen Sie dann die heutige Weisheit als Wille Gottes fest?

In Erkenntnis der Weisheit zu denken und zu urteilen, in Weisheit zu reden und in Weisheit zu leben, wie soll das Gegen den Willen des gemeinsamen Sinn allen Seins, den Grund der Weisheit sein? Wie es bei dem in der Davidstadt geborenen Christus um die natürliche Weisheit ging, die bereits in alten Judenkönigen verkörpert war, so statt der Pharaonen und Götterbilder als maßgebend verehrt wurde, dann im philosophischen Judentum und der diesem folgenden allumfassenden Kirche den Propheten gegebene Wort weitergeführt wurde, ist nun kein Geheimnis mehr.

Denn Weisheit ist weit mehr als Anhäufung von Wissen, das zur Selbstsucht neigt, dem Haben, auch Recht haben wollen, statt nach dem gemeinsamen Sein zu fragen. Weisheit staunt, ist dankbar für das Gegebene, sieht sich im Fluss dieses Lebens in Verantwortung. Weisheit hat den übergeordneten, nach der Bibel himmlischen Blick. Sie fragt was war, kommt nach uns, macht Sinn und geht von einem gemeinsamen Sinn des Ganzen aus.  Was dann neben Verantwortung zu Mitgefühl, Wohlwollen oder Gegensätze überwindender Einsicht führt. In diesem Sinn ist Weisheit eng mit Religion verbunden, die für die Weisheit begeistern muss, in dem Sie deren gemeinsamen Sinn kulturgerecht verehrt, liebt, feiert.

So ist es Aufgabe der Kirche, in der Liebe zur Weisheit, wie ihrem Grund, damit dem Sohn wie dem Vater, die Menschen zu begeistern. Womit Weisheit oder Weltvernunft in Lust gelebt, gemeinsame auf kreative Weise Zukunft geschaffen wird. Wenn so auch gegen eigene Gefühle, gesellschaftlichen Gruppenzwang und störende Einflüsse nach der gegebenen Situation im natürlich-schöpferisch gerechten Sinn gelebt wird, dann ist das im Sinne des Gott genannten Grunde oder Sinnes allen Seins.

Papst Franziskus, wollen Sie jetzt das Internet oder Wikipedia, wo heute das Wissen der Welt gesammelt, Weisheit verkündet wird, zur neuen Bibel machen?

Wissen um die Zusammenhänge ist nur eine der Grundlagen für Weisheit, die sich wie Benedikt deutlich machte, in umfassender kultureller Verantwortung ergibt. Es trifft zwar zu, dass heute vielfach das Wissen vorhanden ist, wie der zum naturbeherrschenden Faktor gewordene Mensch die Welt aus dem Gleichgewicht bringt, ebenso auch weltweite Ungerechtigkeit herrscht, daher viele auch nach Weisheit rufen. Aber genau das ist der Grund des künftigen Glaubens, der die Weisheit als Christus erkennt, in mündiger Weise zur Kulturbestimmung macht.

Und wie bereits gesagt, hat für uns die Bibel als Urkunde der Weisheit ebenso weiter Bedeutung, wie die Glaubensbücher der Geschwisterreligionen, die in aufgeklärter Weise als Ausdruck alter Weisheit zu verstehen sind. Doch wenn Sie meine Predigten hören und meine von der Welt „Umwelt-Enzyklika“ genannte „Laudatio Si“ lesen, wo ich den Kampf gegen Armut, wie die Umweltzerstörung als zusammengehörige und wichtigste Aufgabe der Weltgesellschaft beschreibe. Dann wissen Sie, dass wir uns in Bezug auf die biblische Tradition, die dort verschriftete schöpferische Bestimmung aller Menschen, in dem begründen, was heute als Weisheit gilt. Und die Einhaltung dieser in der Ökologie, wie der kulturellen Evolution des Menschen begründete Weisheit, nicht die aus Buchstaben, habe ich als Voraussetzung für die gemeinsame Zukunft deutlich gemacht.

Richtig ist, dass gerade das Christentum keine Gesetzes- oder Buchreligion ist, sondern in Weisheit „Christus“, damit Wissen und Erkenntnis eines gemeinsamen Sinnes gründet. Auch dahinter kommen wir nicht mehr zurück. Nicht die Bibel sagt heute was Recht ist, sondern die in Schöpfung, wie deren Sinn begründete Weisheit, wie sie auch am Anfang galt.

Wenn die neuplatonischen Väter unserer Kirche in „Christus“ die Rettung, die neue Thora und den Grund des Rechtes und rechten Lebens sahen, dann gingen sie nicht von einen besonders schlauen Bibelleser aus Galiläa aus, sondern die der Antike geltende Weisheit, die auf dem ewigen Weg vom Heidenland, Galiläa nach Jerusalem ist. Richtig war auch, dass dort, wo dem Volk die Weisheit fehlte, diese in zeitgemäßer Weise, so wie Christus galt, in Kultur vermittelt wurde. Auch der Bezug der Reformation auf die antiken biblischen Schriften gehörte daher zum Heilsweg unserer Kultur. Ein Weg, der zur Aufklärung des Westens führte und ohne den wir heute das Gespräch nicht führen würden.

Aber nicht allein die von Ihnen genannte weltweit genutzte Wissensplattform zeigt, wie die Weisheit „Gott sei es gedankt“ zum Volksgut geworden ist, sich immer mehr Menschen für die gemeinsame Sache und Weltgerechtigkeit stark machen. Das himmlische Kind hat sich ent-wickelt.

Wissen um das, was weltvernünftig ist, aber auch die Tradition der Kulturen mit einschließt, ist heute den Menschen gegeben. Und daran weiter zu arbeiten, die Weisheit zur Stimmung zu bringen, zur Bestimmung zu machen, wird unsere Aufgabe sein. Denn wie Wissen und Erkenntnis noch keine gelebte Weisheit ist, können Sie in den täglichen Weltnachrichten gut beobachten.

Heiliger Vater, sollen jetzt Bibel und Gebote abgeschafft, sonntags in der Kirche moderne Weisheiten aus dem Internet gelesen, die Menschen dafür begeistert werden?

Wenn Sie die Gottesdienste besuchen stellen Sie fest, dass sich, ähnlich wie meine „Umweltenzyklika“, auch die Predigten in der Weisheit der Gegenwart begründen. Die 10 Gebote, die für die Alten Ausdruck höchster Weisheit waren und sind, werden nicht abgeschafft, sondern in Weisheit bestätigt. Und wenn mündige Menschen dann in den Jesusgeschichten die heute geltende Weisheit in Bezug auf die Tradition vor Augen geführt, sie im gemeinsamen Singen dafür begeistert werden, ist unser Ziel erreicht.

Auch die weltlichen Gesetze, die ursprünglich mit denen des Kultes identisch waren, werden durch Weisheit nicht ersetzt. Aber auf einen Großteil der Gesetzte, nach denen heute meist als Heilsmittel gerufen wird, könnte verzichtet werden, wenn sich die Menschen für die Weisheit begeistern, sie zur Kulturbestimmung geworden ist.

Denn mit Gesetzen, Protesten und Moralpredigten, wie sie längst auch in politischer Weise gehalten werden, können wir weder die Ungerechtigkeit, die Armut, noch die Lebensweise beseitigen, die nicht allein die ökologischen Gleichgewichte der Welt ins Wanken bringt. Was Generationen die Zukunft verbaut, lässt sich nur durch einen grundlegenden Geistes- und Gesinnungswandels bekämpfen. Und dazu gehört ein neues Glaubensbewusstsein, das die Weisheit an die Spitze stellt.

Herr Professor Ratzinger, entsprachen auch die Hexenverfolgung, die alten Moralvorschriften der Kirche oder Ihr Kondomverbot in aidsverseuchten Ländern der Weisheit?

Sicherlich wurde die Hexenverfolgung ebenso übertrieben, wie die kirchlich-konservative Morallehre und so hat es im Lauf der Entwicklung viele Wirren und Fehlentwicklungen gegeben. Doch wer die Weisheit vertritt, der musste gerade im Mittelalter gegen neuen Mysterienkult oder Hexen vorgehen. Und wenn die Weisheit bereits in der Stoa, ebenso wie im Judentum über die eigene Gefühle, die unvernünftige sexuelle Begierde, mehr noch die weitere Gier des Alltages gestellt wurde, durch die heute die Zukunft nächster Generationen vernichtet wird. War dies dann nicht auch weise?

Aber ich will die vielen Fehlentwicklungen von Weisheit nicht verteidigen. Und es stimmt, Weisheit ist keine Moral nach alten Gesetzen. Nicht die Moral von Gestern, die alten Glaubensvorschriften, sondern die gegenwärtige Weisheit ist Christus: Gotteswort. Auch dahinter gibt es kein Zurück mehr. Und nur daran ist dann auch zu messen, ob das Verbot von Kondomen bei Menschen, die aidsgefährdet waren, der Weisheit entsprach. Aber richtig ist auch, dass nicht die beliebig menschliche Vereinbarung oder Meinung, das menschliche Gefühl und die Gier das Recht vorgibt, sondern die in natürlicher Schöpfung und deren Sinn begründete Weisheit „Christus“. Wobei Papst Franziskus wie ich auch von der „Ökologie des Menschen“ sprechen. Das in natürlicher Schöpfung und damit auch evolutionärer kultureller Erfahrung begründete Wort. Ich sprach in meiner Rechtsrede vor dem Bundestag von Ökologie, die sagt was Recht ist.

Als an Platon orientiert Theologe haben Sie bisher immer von „schöpferischer Vernunft“ gesprochen, als deren Anwalt Sie auch bezeichnet werden, wieso sprechen Sie jetzt von „Weisheit“?

Bereits vor dem Bundestag habe ich den Bezug zwischen griechischer Vernunftlehre und jüdischer Weisheit hergestellt und auf heutige Ökologielehre verwiesen. Heute ist offensichtlich, wie nicht der Mensch bestimmen kann, welche Lebensweise recht ist. Der Mensch ist nur ein winziges, Geist begabtes, selbstbewusst gewordenes Wesen in einem großen kreativen Weltgefüge, dessen Weisheit er entsprechen muss. Nichts anderes bringt auch der Begriff der „schöpferischen Vernunft“ zum Ausdruck, die ich als christliches Wesen im Weiterdenken der griechischen Philosophie bezeichnete. Die Juden haben von Weisheit gesprochen, während die Griechen bei ihrer Natur- und Sinnlehre meist von Vernunft, damit Logos sprachen, der der menschlichen Heilsgestalt „Jesus“ zugrunde liegt.

Aber dass es einen Grund des kreativen Ganzen gibt, der sich nicht menschlichen bestimmen lässt, was die jüdischen Weisheitslehr mit JHWH umschrieben, ist inzwischen zum Allgemeingut geworden. Wenn heute mehr als klar ist, dass der Mensch seiner Umwelt, dem ökologischen Ganzen entsprechen muss. Dann bedarf es keiner Argumentation mehr. Da wird ganz selbstverständlich die schöpferische Vernunft, wie ihr von uns Gott genannter Grund und Sinn als maßgebend für die menschliche Vernunft oder Weisheit vorausgesetzt.

Und nachdem diese in Wissen um das natürliche Werden oder ökologische Ganze begründete Weisheit „Christus“ als Wort und Sohn verstanden wird, das auch bei den kirchlichen Angängen einzig seinen Grund, die Gottheit der Väter offenbare. Dann war es Zeit, die Natur und den auch  in kultureller Evolution beschriebene Lebensfluss wieder als schöpferische Wirklichkeit, die so begründete schöpferische Vernunft als bereits aus David sprechender Weisheit, damit den heute lebendigen, lebensbestimmenden „Christus“ verstehen zu lassen.

Denn dabei geht nicht mehr um Glaubenslehren oder philosophische Logos-Spekulationen für Gebildete, sondern das, was heute als Weisheit zum Allgemeingut geworden ist.

Papst Franziskus, für was wird Ihre Kirche noch gebraucht, wenn die Weisheit allgegenwärtig ist?

Wenn sie das wäre, wir paradiesische Zustände hätten, in Friede und Weisheit leben würden, dann wäre der Auftrag der Kirche erfüllt. Es trifft zu, dass die kirchliche Lehre heute nicht mehr die rechte Lebensweise mehr vorgeben muss. Sie muss allenfalls als eine Stimme der in Schöpfung, damit nicht menschlich bestimmbaren Weisheit den vielen gesellschaftlicher Initiativen, die sich für eine ökologische, gemeinsinnige und soziale Lebensweise stark machen, zur Seite stehen oder sich als Kirche heiliger Weisheit an die Spitze der Weltvernunft stellen.

Doch warum die in der Kreativität des Ganzen begründete Weisheit einen Kultstatus braucht, warum sie besungen, verehrt, gemeinsam dem durch sie offenbaren Grund allen Seins geliebt werden muss, damit sich Menschen dafür begeistern, dann Lust empfinden, wenn sie in Weisheit leben. Das lassen Sie sich besser von den Psychologen, Neurologen oder Kulturwissenschaftler erklären, wie sie mit in Heidelberg vertreten waren.

Die Notwendigkeit eines Kultes, der Kirche, um auch heute die Weisheit mit Blick auf die kulturellen Wurzeln zur tiefgreifenden Kulturbestimmung zu machen war dort das Thema. Doch wer die Weisheit zum Lebensideal machen will, damit die Menschen Lust empfinden, in ökologischer, humanistischer Weisheit zu leben und auf kreative Weise Zukunft im Gemeinsinn gestalten. Der sollte sie nicht nur sonntags in der Kirche, sondern in neuem Bewusstsein auf allen modernen Kanälen der Kultur feiern und besingen.

Herr Professor Ratzinger, sollen nun alle Menschen zu Christen werden, damit in Weisheit gelebt wird?

Ganz im Gegenteil. Die Erkenntnis der Weisheit als christliches Wesen und Gotteswort fordert geradezu die Verschiedenheit der Kulturen heraus. Die Artenvielfalt ist nicht nur in der Natur weise. Aber wo sich Christen nicht mehr auf biblische Buchstaben oder einen Wanderprediger als Gott, sondern die Weisheit berufen, führt dies zu einem völlig neuen Verständnis der sich dann auch in ihren Praktiken ergänzenden Weltreligionen. Und dies ist die Voraussetzung, damit auch andere Kulturen aufgeklärt verstanden werden und im kulturellen Frieden zum Wohl der Menschen und gemeinsamer Zukunft in Weisheit beitragen.

Auch wenn die Weisheit im Hinduismus oder im Buddhismus andere Wege ging, in Meditation oder den bekannten Übungen der Mensch mit dem Grund allen Seins Eins werden soll, statt wie im Christentum in dessen Sinne in Liebe zum Leben, wie des Selbst und Nächsten zu leben. Die logische Begründung der Religion in Weltmodellen, wie sie nun Grund  grenzüberschreitender christlicher Bestimmung in Weisheit wurde, die ist doch in den verschiedenen östlichen Lehren längst bestätigt. Auch im Christentum ging die Weisheit verschiedene Wege, führte Sie anfänglich gar zu weltverneinender Askese und setzte sich dann die tätige Verantwortung im Gemeinsinn, damit auch schöpferisch-kreative Leistung und Nächstenliebe durch. Und nicht allein das meditative Eins werden mit dem Sinn des Ganzen, sondern der schöpferisch verant-wort-liche Ein-satz der Menschen für die kreative Gestaltung von Zukunft im Gemeinsinn wird das Thema von Christen bleiben.

Weisheit ist aber kein christliches Gut. Sie liegt den anderen Kulturmodellen ebenso zugrunde, wie sie vormals in Märchen und Mythen vermittelt oder auch künftig in Kunst, Literatur und Musik zum Leben erweckt werden muss. Doch Philo-sophie, „Liebe zur Weisheit“ in denkerischer Auseinandersetzung, wie sie in der Antike eine von Verstand, Wissen, Erkenntnis und Einsicht getragene neue Qualität erhalten hat, beruft sich nicht auf Gestern, sondern Gegenwart. Und für diese gegenwärtige Weisheit soll Religion begeistern.

Heiliger Vater Benedikt, bedeutet dies dann nicht, dass alles Gewesene nicht mehr gilt?

Weisheit ist sich ihrer kulturellen Wurzeln wohl bewusst, bewahrt diese aus Weisheit. Denn das ist Voraussetzung für kreatives kulturelles Wachstum. Genau das macht Religion aus, die die alte Weisheit immer wieder neu aufdeckt. Doch wie in Platons Höhlengleichnis führt die Weisheit nun dazu, hinter den Schattenbildern, den alten Schriften, wie den Gottesbildern oder der christlichen Gründergestalt die schöpferische Wirklichkeit zu erkennen. So begründet sich Weisheit nicht im Gestern, der Tradition, sondern fragt, was in Berufung auf die Tradition in Gegenwart Recht ist und in den verschiedenen kulturellen Konzepten gefeiert oder eingeübt wird.

Wo die Stoa das Ideal des stoischen Weisen entwickelte, dessen vollkommene Tugend ihn im Extremfall sogar unter der Folter glücklich sein ließ, entwickelte sich im Mittelplatonismus bei hellenistischen Juden Konzepte, bei denen in Berufung auf die Propheten Weisheit zum Kult, Grund der Beziehung zum Gott der Väter wurde. Wo gerade im Westen die Welt noch nicht fähig war, die Weisheit zu erkennen, war es auch weise, sie in der bekannten Form zu vermitteln. Doch das sprich nicht gegen die heute als schöpferische Wirklichkeit erkannte Größe der Weisheit. Die nun in Gegenwart als das zu verstehen ist, was für Griechen Sohn, für Juden Wort und für den Osten das Tao oder Dharma war.

Wo sehen Sie die Zukunft der Kirche im Rahmen der Weltreligionen, wie der modernen Weisheitslehren?

An der Hagia Sophia, der Kirche umfassender, heiliger Weisheit gilt es in aufgeklärter Weise weiterzubauen. Mündige Menschen im aufgeklärten Bewusstsein unserer Wurzeln für die in den Kulturkreisen in vielen Archetypen oder auch Gottessöhnen und  -töchtern im Volk vermittelt Weisheit zu begeistern, ist eine dringend notwendige Aufgabe zur Lösung der Weltprobleme. Für die nicht allein die Kirche gebraucht wird.

Das Christentum muss keine Weltmission betreiben. Doch so wie wir hinter den Schattenbildern alter Schriften und Gestalten künftig auf die gegenwärtige, in einem offensichtlichen Sinn begründete Weisheit schauen, kann dies zu einer gemeinsamen, kulturübergreifenden schöpferischen Bestimmung führen. Und was spricht dagegen, wenn die bereits jetzt an vielen katholischen Einrichtungen praktizierte Zen-Meditation oder Yoga dann christlich im Sinne kreativer Bestimmung und Weisheit weitergeführt wird? 

Die große umfassende Weisheit, die auch nach dem Buddhismus das Universum durchdringt, im Hinduismus als „sanskrit“, Wissen, Weisheit, Klugheit bezeichnet zur Erleuchtung führt oder in Yoga umgesetzt wird, ist Thema auch der östlichen Kulturkonzepte. Von natürlicher Weisheit der Indianer bis zur chinesischen Philosophie des Konfuzius oder Doaismus, wo für Harmonie mit der Natur, wie dem gesamten Kosmos hergestellt werden sollte, wurden unterschiedliche Kultkonzepte entwickelt. Doch Religion verharrt nicht im Gestern, betreibt die Anbindung an den Sinn/Grund allen Seins durch das ewige Aufdecken des Alten, das Wachsen entsprechend der verschiedenen, keineswegs zu verleugnenden kulturellen Wurzeln.

Heiliger Vater Benedikt XVI., wir sprechen hier von einer Versöhnung der Weltreligionen. Aber wie steht es um die Ökumene, haben Sie Gestern für die gesamte Christenheit oder nur die katholische Kirche gesprochen?

Ich konnte nur für die katholische Kirche sprechen. Die evangelische Kirche hat weltweit viele Stimmen. Aber allein die Tatsache, dass ich in der Kirche einer evangelischen Universität sprach, die die wissenschaftlichen Voraussetzungen schaffte, dass sich die katholisch Kirche zur gegenwärtigen Weisheit bekennt, ist wegweisen. Doch die Frage, ob es in einer Zeit, in der aufgeklärte Moslems ihrer Glaubenstradition auch in christlichen Kirchen gerecht werden können weise ist, evangelischen Christen das Abendmahl in einer allumfassenden, damit katholischen Kirche zu verweigern oder katholischen Gottesdienst als einzig vorzuschreiben, ist berechtigt. Im Sinn der Weisheit werden sich auch neue Wege zu einer christlichen Einheit in einer wieder echt allumfassenden Kirche finden lassen.

Heiliger Vater Franziskus, wo liegt dann aber künftig der Kern des christlichen Glaubens?

In Jesus Christus wurde die in natürlicher Schöpfung begründete Weisheit, die bei den Propheten Gesetz war, auch in Königsgeschichten erzählt wurde, der Kabbala in einem noch in Zeichen- und Zahlenmystik verstandenen Schöpfungskonzept galt, im hellenistischen Judentum in philosophischer Ausprägung die maßgebenden Größe. Diese musste eine menschliche Gestalt annehmen, die Weltgeschichte machte. Auf diese Heilsgröße „Jesus“ werden sich mündige Christen auch Morgen noch berufen.

Aber da ein von einem gemeinsamen Sinn ausgehendes, in Wissen, Erfahrung begründetes tiefgreifendes Verständnis von Zusammenhängen in Natur und  Leben, das der Antike, wie im hellenistischen Judentum und überall dort galt, wo unser Glaube seine vielfältigen Anfänge hatte, kein Wesen mit zwei Beinen ist. Da war es Zeit geworden, die Weisheit selbst als das historische Wesen und damit das gegenwärtige Gotteswort zu bekennen. Sich dabei nicht nur blind, buchstabengetreu auf Jesus Christus zu berufen, sondern so das der Antike gegebene Heil weiterzuführen.

Doch da sich die Weisheit entwickelt hat, die in Ökologie oder Evolution der Kultur begründete Weisheit eine feste Größe auch im Volk ist, ist es Zeit, in der Weisheit das Wort Gottes und damit auch das historische Wesen Jesus Christus zu verstehen. Nur so sind Voraussetzungen für einen Friede zwischen den Kulturen zu schaffen und mündige Menschen für die in Gegenwart begründete Weisheit zu begeistern. Dahinter gibt es kein Zurück mehr „Gott sei Dank“!