10. Nach Wissen über das Alte Testament ist heutige Hypothese unhaltbar

Sie haben mir in der Vorlesung über die „Christologie des Alten“ Testamentes, dann der „Einführungsvorlesung“ dazu und nun noch konkreter in der „Geschichte Israels“ die im Neuen Testament weitergeführte Vision hebräischer Philosophen (Propheten) deutlich gemacht. Sie haben mir nicht nur beigebracht, wie Weisheit, die wir heute in Ökologie begründen, Hebräern Recht, Heil (Jesus) war. Weil Weisheit so wahrer jüdischer König (Christus) sein sollte. Um den es auch im Neuen Testament ging. Gerade die Geschichte Israels hat mir gezeigt, welche Bedeutung die jüdische Idee mit Weisheit als König, so gottesvorstellungsfreie Motivation freier, gleicher Menschen für unsere Zukunft hat. Und so wären nicht nur nicht mehr vorhandene letzten Zweifel ausgeräumt worden, kann ich alle bisher gesammelten Belege vergessen. Es wurde immer klarer, welches Verbrechen es an der wissenschaftlichen Redlichkeit, wie nicht allein am christlichen Glauben, sondern der gesamten Welt und ihrem Sinn ist, an dem die Geschichte auf den Kopf stellenden, folgeschweren Kurz-schluss festzuhalten.

Durch Ihre Ausführungen bestätigten sich nicht nur die historische Radikalkritik meist holländischer Neutestamentler. Die entsprechend den anfänglichen Denkern, Verfassern der Schriften den historischen Jesus für die Weisheit nach Naturlehre (Logos) hielten. Auch wenn diesen aufgrund der noch fehlenden, ihnen inzwischen gegebenen Erkenntnis unterstellt werden musste, Sie würden den historischen Jesus Christus abstreiten. Von Weisheit ausgehend, die im Alten Testament Recht, wie Christus, so Heil war oder werden sollte, erweist sich der Zweifel an einem jungen Mann jedoch nun gerade als Nachweis des historischen Jesus Christus im Sinn des Alten Testamentes.

So ist nicht nur die Dogmatik, wie alle Bedeutungsaussagen und die eschatologischen Heilshoffnung erst logisch, sondern auch die Geschichten der Evangelien. Wie die Weisheit bei Josef, dem Judentum als Christus nur aufwuchs. Wie die Weisheit die einzige Offenbarung des Sinnes aller Natur, damit des Gottes der Väter war, in dem sie jungfräulich, unvoreingenommen bezeugt ist. All das ist ebenso nachvollziehbar, wie das notwendige Leiden der Weisheit als menschliche Gestalt am Kreuz der Zeit. Oder die historische Realität des zur angeblichen Halluzination von Sektenanhängern gewordene Auferstehung des alttestamentlichen Jesus Christus als absolute Voraussetzung christlichen Glaubens. Nicht nur der historische Jesus Christus, seine Herkunft aus dem für Erkenntnis stehenden Nazareth. Die Geburt in Bethlehem im Stamm Davids. Die Weisen aus dem Morgenland. Die Jünger als verschiedene Anhänger, Ver-jünger von Weisheit als Christus, Ihre nach Herrn Lampe bis in die Kirche reichenden Missverständnisse und die weiteren Erzählungen. Aber gerade auch die apokalyptische- oder Paulusliteratur, wie die Missionsgeschichte. Was alles nichts mit einer Heilsprediger-Verherrlichung zu tun bzw. so zu erklären ist. Das lässt sich erst von Weisheit als Christus ausgehend nicht nur geschichtlich begründen, sondern wird logisch. Es braucht nicht mehr als Verherrlichungsmärchen abgetan zu werden. Vielmehr ist heute verständlich, wie die kulturgerecht-menschliche Ausdrucksweise in der Spätantike notwendig, so für die Volksgemeinschaft erst ein sinngebender Narrativ, damit kein doketistisches Scheinwesen war.

In der Geschichte Israels konkretisierten Sie Vieles, was ich bisher aufgrund des Wissen um die Zeit voraussetzte. So erübrigte sich u.a. nicht allein meine Forschung über die jüdischen Anhänge in dann auch in Persien philosophisch bedachter ökologischer Weisheit. Auch meine Argumentation zur Heilsbedeutung von dann hellenistischer Weisheit als Christus belegten Sie u.a. in mörderischer Auseinandersetzung orthodoxer Juden mit der Aufklärung der Zeitenwende. Gleichzeitig machten Sie mir klar, welche Bedeutung die jüdische Idee mit Weisheit als Christus, damit eine von Gottesvorstellungen, Aberglaube freie Motivation der Menschen für unsere Zeit und Zukunft hat. Und je mehr ich argumentierte, wie wir aufgrund der Weltkrisen, wie der völlig veränderten Lebensweise, immer globaleren Arbeitsteilung, weltweitem Wirtschaften, gewachsener Masse und technischer Möglichkeiten als freie Menschen auf ein Wachsen von Weisheit als bestimmende Selbstmotivation im gemeinsamen Kult angewiesen sind. Desto klarer wurde mir, wie wir ein aufgeklärtes Verständnis benötigten. Damit auch bei Traditionsgläubigen zeitgemäße Weisheit im gemeinsamen Sinn, statt sinnlos gewordene nationale Lehren bestimmend werden kann. Wie aber vielmehr die jüdische Idee gerade bei aufgeklärten Denkern, die bisher die sinnlos gewordenen religiösen Riten, Lehren, wie Gottesbilder verwerfen, auf fruchtbaren Boden fallen müsste. In Visionen malte ich aus, wie naturalistische Atheisten künftig ähnlich wie Israelis anfänglich vor den Impfzentren, nun vor den Kirchen stehen. Um sich so aus wissenschaftlicher Selbstverantwortung die ihnen heilige aufgeklärte Weisheit beim Orgelklang von emotionaler moderner Musik oder gemeinsamen Singen einzuimpfen: Sie zur bestimmenden Motivation zu machen. Denn längst ist auch psychologisch, neurologisch, wie kommunikations- kulturwissenschaftliche klar, wie die für Zukunft notwendige Weisheit nicht ohne einen gemeinsamen Kult zu machen ist. Der an alte Vorstellungen anknüpfen muss. Weil Leben nur in dem Holz geschnitzt werden kann, in dem es erwachsen ist.

Wo bisher märchenhafte Glaubensgeschichten gelesen wurden, haben Sie staatsphilosophische Überlegungen gezeigt, um Weisheit im Verstand der Menschen zum König, damit bestimmender Selbstmotivation werden zu lassen. Was auch in heutiger politischer Situation mehr als heilsam wäre. Wenn die Menschen aller Welt nach Freiheit streben. Gleichzeitig diktatorische Parteiführer wie XI oder Putin in ihrer modernen Königsrolle die einzige Lösung nicht allein für ihre Nationen sehen, sondern dies als Konzept für die Zukunft durchsetzen wollen. Dann ist das Modell mit der Weisheit als König freier, gleicher Menschen mehr als gefragt. Was sonst als der Weltmachtanspruch des eigenen, autokratischen Systems und gleichzeitig Angst vor dem immer lauter werdenden Ruf nach Freiheit, wie der Abwehr fraglicher Werte der westlichen Welt liegt dem autoritären Vorgehen in China, wie russischer Bedrohung, damit dem neuen Wirtkrieg zugrunde? Aber auch in Amerika, wo buchstabentreue Christen wegen ihrem abgewählten König das Kapitol (damit die Demokratie) stürmten, der möglicherweise wieder jenseits aller Weisheit herrschen wird. Da ist wachsende Weisheit als wahrer König im Kopf nicht nur der Trump wählenden Evangelikalen ebenso gefragt, wie in Europa.